Kalte Schulter für Kerry
Roland Etzel über Kerrys ersten Ägypten-Besuch
Für den neuen US-Außenminister Kerry war sein erster Ägypten-Besuch eine Mission, die kaum erfolgreich sein konnte. Das lag zunächst weniger an ihm selbst. Ägypten gilt für US-Diplomaten derzeit als vermintes Gelände, weil Kerrys Vorgängerinnen in diesem Amt, Rice und Clinton, die Belange Ägyptens stets wenig beachtet und sich in erster Linie als Sachwalterinnen israelischer Interessen präsentiert hatten.
Kennzeichnend für das State Department ist aktuell eine anhaltende Ratlosigkeit, wie sich die US-Regierung zu den Machtkämpfen in Ägypten stellen sollte. Es ist offensichtlich, dass Washington Kairo, das Herz der arabischen Welt, um jeden Preis als - untergeordneten - Verbündeten behalten möchte; ganz gleich ob dort Mubarak von Amerikas Gnaden regiert, ein durch keinerlei Wahl legitimierter Militärrat, ein gemäßigter(?) Islamist Mursi oder die Favoriten des Tahrir-Platzes. Diese auffällige Beliebigkeit nach dem Motto »Egal, wer regiert - Hauptsache in unserem Fahrwasser -, wird bemerkt in Ägypten, und zwar von allen Seiten.«
Einiges Ungeschick Kerrys kommt hinzu. Wenn er sagt, er sei »nicht gekommen, um mich in ägyptische Angelegenheiten einzumischen«, im selben Atemzug aber eine neue Regierung fordert, ist dies zumindest irritierend. Vielleicht war dies Grund genug, weshalb Mohammed El-Ba᠆radei, eines der Gesichter der Opposition, es vorzog, sich nicht mit Kerry zu zeigen.
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