»Der Ausbau geht zu schnell. Er gibt nicht genug Speicher«

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Die Energiewende gerät in den Medien immer mehr zum Schreckensszenario: zu teuer, zu unsicher, schlecht für den Standort Deutschland. Vor allem die schwarz-gelbe Koalition bläst zur Jagd, um die von einer Mehrheit gewollte Energiewende schlecht zu machen. Was ist dran an den vielen Mythen, Lügen und Argumenten, mit denen die Öffentlichkeit aktuell bearbeitet wird? Die Rosa-Luxemburg-Stiftung stellt den gängigen Behauptungen in einer von Wolfgang Pomrehn verfassten Broschüre Antworten entgegen – was es wirklich auf sich hat mit dem »Armutsrisiko Energiewende?«, lesen Sie hier täglich in einer nd-Reihe.

»Der Ausbau geht zu schnell. Er gibt nicht genug Speicher« (EU-Energiekommissar Günther Oettinger, August 2012)

Die Behauptung:

Weder Wind- noch Sonnenenergie fallen ständig an. In einer windstillen Nacht oder an einem neblig-trüben Wintertag können sie die Energieversorgung daher nicht sicherstellen. Außerdem destabilisieren die Schwankungen bei der Einspeisung die Stromnetze.

Die Fakten:

Speicher werden, auch wenn der Ausbau im derzeitigen schnellen Tempo weitergeht, voraussichtlich erst zum Ende des Jahrzehnts benötigt. Erst ab einem Ökostromanteil von 40 Prozent müssen neue Möglichkeiten geschaffen werden, Strom zwischenzulagern. Das hat im Sommer 2012 eine Studie des Verbandes der Elektrotechnik gezeigt, in dem Ingenieure, Wissenschaftler und Unternehmen zusammengeschlossen sind. Schon jetzt wäre es jedoch erforderlich, mehr Gelder in die Forschung und Entwicklung neuer Speichertechnologien zu stecken.

Das Interesse daran ist bei den großen Stromkonzernen allerdings – vorsichtig ausgedrückt – begrenzt. Ihnen geht es vielmehr darum, möglichst viel Strom aus ihren mit Kohle befeuerten Großkraftwerken verkaufen zu können. Dabei kommen ihnen die Erneuerbaren zunehmend ins Gehege. Daher das Propagandafeuerwerk gegen die Energiewende und die Versuche, den Ausbau von Solar- und Windenergie auszubremsen.

Dass es auch anders geht, zeigt wiederum das Beispiel Dänemark. Hier befinden sich das Höchstspannungsnetz sowie Teile der regionalen Netze in der Hand einer öffentlich-rechtlich organisierten Gesellschaft. Sie muss keinen Gewinn erwirtschaften, sondern lediglich die Versorgungssicherheit gewährleisten. Dazu gehört unter anderem auch, dass sie Forschung und Entwicklung im Bereich neuer Speichermethoden anstößt und finanziert. Zwischen Öresund und Nordsee wurden im Jahr 2011 bereits 28 Prozent des Stroms von Windrädern geliefert. In Deutschland waren es in etwa 8 Prozent, der Anteil der erneuerbaren Energien belief sich insgesamt auf 20,1 Prozent. Obwohl man im Norden also schon deutlich weiter ist als hierzulande, hat man dort keinerlei Probleme mit der Versorgungssicherheit und mit fehlenden Speichern. Nach Angaben des Dachverbandes der dänischen Energieversorger hat das Land in Europa sogar die wenigsten Netzausfälle.

Die von Wolfgang Pomrehn verfasste Broschüre »Armutsrisiko Energiewende?« ist in der Reihe »luxemburg argumente« erschienen und kann bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung bestellt werden.

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