Britische Luftwaffe an Folter in Irak beteiligt

Soldaten sprechen über Misshandlungen in US-Camp Nama

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 2 Min.
Erneut Folterfälle in einem US-Geheimgefängnis im Irak: Britische Soldaten sollen sich jahrelang an der Folter irakischer Gefangener beteiligt haben. Dies berichten einige beteiligte Soldaten gegenüber der britischen Tageszeitung „The Guardian“ nun selbst .

Irakische Zivilisten, die mit Elektroschocks gequält werden. Gefangene, die tagelang in Zellen nicht größer als eine Hundehütte gehalten werden: Die Augenzeugenberichte, die die britische Tageszeitung „The Guardian“ diese Woche bekannt machte, klingen zur allzu bekannt. Soldaten der britischen Luftwaffe beteiligten sich demnach an systematischer Folter gegenüber irakischen Gefangen. Der Ort des Schreckens: einmal mehr das US-Geheimgefängnis „Camp Nama“.

Beteiligt waren dem Bericht zufolge Soldaten der britisch-amerikanischen Spezialeinheit „Task Force 21“. Diese seien ursprünglich mit dem Suchen von Massenvernichtungswaffen betraut gewesen. Als sich diese als nicht existent herausstellten, seien die Soldaten mit „der Jagd nach Leuten, die den Aufenthaltsort des entthronten Diktators und seiner Anhängern kennen könnten und nach Al-Qaida-Anführern“ beauftragt worden.

Verdächtige seien von Angehörigen des US-Militärs und ziviler Dienste immer wieder „brutal befragt“ worden. „Ich sah, wie sie einem Mann seine Prothese abnahmen, ihn damit auf den Kopf schlugen und ihn dann vom LKW warfen“, berichtet ein namentlich nicht genannter Soldat gegenüber der Zeitung. In anderen Fällen seien irakische Gefangen über „lange Zeiträume in Zellen von der Größe einer Hundehütte gehalten“ und mit Elektroschockern misshandelt worden. Routinemäßig seien Gefangen außerdem in schalldichte Container gesperrt und Säcke über den Kopf gestülpt worden.

Das am Bagdader Flughafen gelegene amerikanische Geheimgefängnis „Camp Nama“ steht seit Jahren in der Kritik von Menschenrechtsorganisationen. Bereits im Jahr 2006 berichtete Human Rights Watch, dass Gefangene dort »Gewalt, extremer Kälte, Todesdrohungen, Erniedrigungen und verschiedenen Formen psychologischer Misshandlung und Folter« ausgesetzt seien. Der damalige britische Verteidigungsminister Geoff Hoon streitet bis heute jede Kenntnis über die Beiteilung britischer Soldaten ab.

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