Gefahr erkannt

Aktivitäten der Zivilgesellschaft

  • Anke Stefan
  • Lesedauer: 2 Min.

Wo Mitglieder von Chrysi Avgi (Goldene Morgendämmerung) auftauchen, müssen sie in der Regel mit Gegenprotest rechnen. So auch jüngst in einem Krankenhaus, das sie auf »illegale ausländische Krankenschwestern« überprüfen wollten. Das Personal wies die Neofaschisten ab, eine Gruppe anwesender Roma bedrängte sie tatkräftig. Auch bei den zahlreichen Streiks gegen die Kürzungspolitik der griechischen Regierung und der internationalen Gläubiger kann sich die Partei organisiert zumindest nicht blicken lassen. Im Herbst etwa wurden Abgeordnete der Goldenen Morgendämmerung mit Buhrufen empfangen, als sie ihre Solidarität mit gegen die Kürzung des Kindergeldes demonstrierenden Eltern bekunden wollten.

In mehreren Stadtteilen haben sich darüber hinaus antifaschistische Bündnisse gebildet, in denen Einzelpersonen, Organisationen der Zivilgesellschaft und Gewerkschaften zusammenarbeiten. Unterstützt werden sie von der außerparlamentarischen Linken, die schon seit Jahren Flüchtlingsarbeit leistet. Die Bündnisse organisieren Demonstrationen, führen Veranstaltungen durch und übernehmen im Bedarfsfall auch den Schutz migrantischer Strukturen im eigenen Stadtteil, beispielsweise zu historisch aufgeladenen Daten, an denen Aktionen von Faschisten zu erwarten sind.

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Allerdings waren es die griechischen Anarchisten, die als erste die von den Faschisten ausgehende Gefahr erkannt haben. Anarchisten sind auch weitgehend die einzigen, die sich den brutalen Banden militant entgegenstellen. Aufmerksamkeit erregte der Angriff nicht nur der Faschisten, sondern auch der griechischen Polizei auf eine antifaschistische Patrouille im letzten Oktober. Dabei wurden 15 Antifaschisten von der Polizei festgenommen und misshandelt.

Es mangelt jedoch an einer Stelle, die systematisch Informationen über die Partei sammelt und die Angriffe dokumentiert. Richtungsweisend in dieser Hinsicht könnte das im vergangenen Oktober erschienene »Schwarzbuch Chrysi Avgi« des Journalisten Dimitris Psarras sein. Darin wird der Werdegang der Partei unter Bezugnahme auf Praxis und parteieigene Publikationen analysiert.

Unterstützung im antifaschistischen Kampf bekamen die Griechen unlängst auch aus Deutschland. In Zusammenarbeit mit dem Griechischen Filmarchiv und der Athener Universität startete die Rosa Luxemburg Stiftung im April eine Reihe von Filmvorführungen unter dem Titel »Blick auf den Faschismus«.

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