Gefahr erkannt

Aktivitäten der Zivilgesellschaft

  • Anke Stefan
  • Lesedauer: 2 Min.

Wo Mitglieder von Chrysi Avgi (Goldene Morgendämmerung) auftauchen, müssen sie in der Regel mit Gegenprotest rechnen. So auch jüngst in einem Krankenhaus, das sie auf »illegale ausländische Krankenschwestern« überprüfen wollten. Das Personal wies die Neofaschisten ab, eine Gruppe anwesender Roma bedrängte sie tatkräftig. Auch bei den zahlreichen Streiks gegen die Kürzungspolitik der griechischen Regierung und der internationalen Gläubiger kann sich die Partei organisiert zumindest nicht blicken lassen. Im Herbst etwa wurden Abgeordnete der Goldenen Morgendämmerung mit Buhrufen empfangen, als sie ihre Solidarität mit gegen die Kürzung des Kindergeldes demonstrierenden Eltern bekunden wollten.

In mehreren Stadtteilen haben sich darüber hinaus antifaschistische Bündnisse gebildet, in denen Einzelpersonen, Organisationen der Zivilgesellschaft und Gewerkschaften zusammenarbeiten. Unterstützt werden sie von der außerparlamentarischen Linken, die schon seit Jahren Flüchtlingsarbeit leistet. Die Bündnisse organisieren Demonstrationen, führen Veranstaltungen durch und übernehmen im Bedarfsfall auch den Schutz migrantischer Strukturen im eigenen Stadtteil, beispielsweise zu historisch aufgeladenen Daten, an denen Aktionen von Faschisten zu erwarten sind.

Mehr zum Thema

Bedrohliche Dämmerung: Auftrieb für Neofaschismus in der Wiege der Demokratie

Die Parteiführung der Goldenen Morgendämmerung gibt sich in der Öffentlichkeit eine weiße Weste. Mit rassistischen Parolen heizt sie gleichzeitig gewalttätige Übergriffe auf Migranten und andere an. Mehr

Deutsch-griechische Nazifreundschaft: Vor allem das militante »Freie Netz Süd« hat gute Kontakte

Bereits seit längerer Zeit unterhalten Neonazis aus Deutschland Kontakte zur Goldenen Morgendämmerung. Die hiesige Szene zeigt sich fasziniert von den faschistischen Entwicklungen in Griechenland. Mehr

Allerdings waren es die griechischen Anarchisten, die als erste die von den Faschisten ausgehende Gefahr erkannt haben. Anarchisten sind auch weitgehend die einzigen, die sich den brutalen Banden militant entgegenstellen. Aufmerksamkeit erregte der Angriff nicht nur der Faschisten, sondern auch der griechischen Polizei auf eine antifaschistische Patrouille im letzten Oktober. Dabei wurden 15 Antifaschisten von der Polizei festgenommen und misshandelt.

Es mangelt jedoch an einer Stelle, die systematisch Informationen über die Partei sammelt und die Angriffe dokumentiert. Richtungsweisend in dieser Hinsicht könnte das im vergangenen Oktober erschienene »Schwarzbuch Chrysi Avgi« des Journalisten Dimitris Psarras sein. Darin wird der Werdegang der Partei unter Bezugnahme auf Praxis und parteieigene Publikationen analysiert.

Unterstützung im antifaschistischen Kampf bekamen die Griechen unlängst auch aus Deutschland. In Zusammenarbeit mit dem Griechischen Filmarchiv und der Athener Universität startete die Rosa Luxemburg Stiftung im April eine Reihe von Filmvorführungen unter dem Titel »Blick auf den Faschismus«.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal