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Olivenöl nicht vergessen

  • JoJo Tricolor, Cherville, und Reinhard Renneberg, Honkong
  • Lesedauer: 3 Min.
Biolumne: Olivenöl nicht vergessen

Kann Olivenöl der ersten, »jungfräulichen« Kaltpressung (»Extra Virgin«) wirklich das Alzheimer-Risiko reduzieren? Dies verheißt jedenfalls eine neue Studie, die im US-amerikanischen Journal »ACS Chemical Neuroscience« (DOI: 10.1021/cn400024q) veröffentlicht wurde. Dort berichten Wissenschaftler, wie der Genuss von genau diesem Olivenöl hilft, die abnormen Eiweiße bei Alzheimer aus dem Gehirn zu eliminieren.

Ausgangspunkt der Überlegungen von Amal Kaddoumi und ihren Kollegen von der University of Louisiana in Monroe war, dass weltweit etwa 30 Millionen Menschen von der Alzheimer-Krankheit betroffen sind. In den Ländern des Mittelmeerraums, wo großzügig Olivenöl genossen wird, ist sie jedoch weniger verbreitet. Das muss doch einen Grund haben!

Die Wissenschaft führt das schon lange auf die hohe Konzentration von einfach ungesättigten Fettsäuren im Olivenöl zurück, die ja über 80 Prozent der Fettsäuren ausmachen. Diese induzieren die Bildung des Proteins ApoA1 und damit des »guten« Cholesterins HDL. Die neuere Forschung lässt aber vermuten, dass die tatsächlich entscheidende Substanz Oleocanthal sein könnte. Es schützt die Nervenzellen vor Schäden, die bei der Alzheimer-Krankheit auftreten.

Als Verursacher für Alzheimer gilt das Beta-Amyloid, das sich im Gehirn anhäuft. Kaddoumis Team suchte nun nach Beweisen, ob und in welchem Maße Oleocanthal dazu beiträgt, dieses von dort fernzuhalten oder abzubauen. Die Forscher beschreiben die Auswirkungen des Oleocanthals in Gehirnen und kultivierten Hirnzellen von Labor-Mäusen. In beiden Fällen zeigte Oleocanthal ein einheitliches Muster: Die Produktion zweier Proteine und wichtiger Enzyme wird angeregt. Man vermutet, dass genau sie das kritische Beta-Amyloid aus dem Gehirn verbannen. Fazit: Das Oleocanthal im Extra-Virgin-Olivenöl, dem Kronjuwel der mediterranen Ernährung, hat anscheinend die Fähigkeit, das Alzheimer-Risiko oder ähnliche neurodegenerative Demenzen zu verringern.

Passend dazu Ende März ein Artikel in der »New York Times« über die Arbeit eines Teams von Ernährungswissenschaftlern um Malte Rubach am Forschungszentrum für Lebensmittelchemie Freising. Sie versuchen, den Einfluss von Geruchs- und Geschmackskomponenten im »oliv᠆grünen Gold« auf unsere tägliche Energiezufuhr nachzuweisen. Dazu verglichen sie auch drei Monate lang fünf Kontrollgruppen, deren Mitglieder täglich 500 Gramm Joghurt verzehrten, der mit jeweils verschiedenen pflanz᠆lichen und tierischen Fetten versetzt war.

Die besten gesundheitlichen Auswirkungen auf das Essverhalten, den Blutzuckerspiegel und die Serotoninausschüttung zeigten dabei die Resultate der »Olivenölgruppe«! Die Forscher identifizierten zwei Aromaverbindungen, die besonders reichlich im italienischen Olivenöl vorkommen und Hexanal beinhalten - ein Aldehyd, das im Geruch an frisch geschnittenes Gras erinnert und den grünen Blattduftstoffen zugeordnet wird.

Ruf aus der Biolumnen-Küche: »Ich suche hier ver᠆zweifelt ... wo bitte hattest du das Extra Virgin hingestellt?«

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