Bypass besser als Stent

Spezialisten empfehlen Herzpatienten gemeinsame Beratung von Chirurgen und Kardiologen

  • Lesedauer: 2 Min.
Bei komplexen Erkrankungen der Herzkranzgefäße ist eine Bypass-OP der Stent-Implantation eindeutig überlegen. Das belegen wissenschaftliche Studien.

Ablagerungen an und in den Wänden von Blutgefäßen führen im Laufe der Jahre unweigerlich zu einer Verengung von Blutadern. Besonders bei den Gefäßen des Herzens, den Herzkranzarterien, kann dies lebensgefährlich sein. Kommt es durch die Verengung zu einem vollständigen Verschluss, löst dies einen Herzinfarkt aus.

Kann das Fortschreiten der Verengung durch Medikamente nicht im ausreichenden Maße behandelt werden, stehen zwei Therapiemöglichkeiten zur Verfügung: Bei der kathetergeführten Stentimplantation weitet der Kardiologe zunächst das verengte Herzkranzgefäß, um danach ein Metallröhrchen, den Stent, einzusetzen. Er soll eine erneute Verengung verhindern. Die Bypass-Operation wird vom Herzchirurgen durchgeführt. Dabei werden dem Patienten eigene Arterien und Venen als Gefäßbrücke angelegt, um die verengte Stelle zu umgehen und somit den Herzmuskel wieder mit genügend Blut zu versorgen. Pro Jahr werden in Deutschland rund 329 000 Stentimplantationen und rund 55 000 Bypass-Operationen durchgeführt. Nach Erkenntnissen der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) wäre für viele der Patienten mit komplexer Erkrankung der Herzkranzgefäße die Bypass-Operation die deutlich bessere Wahl. Die Experten begründen das mit den Ergebnissen der Studie »Synergy between PCI with taxus and Cardiac Surgery« (Syntax) an 1800 Patienten mit Erkrankungen der Koronargefäße an 85 Kliniken in Europa und den USA. Fast zehn Prozent der Patienten, denen ein Stent implantiert wurde, erlitten innerhalb von fünf Jahren nach dem Eingriff einen Herzinfarkt. Bei den Patienten mit Bypass-Operation waren es knapp vier Prozent. Ein Viertel der Stentpatienten musste sich innerhalb von fünf Jahren nach dem jeweiligen Eingriff erneut behandeln lassen, während dies bei nur 13,7 Prozent der Bypass-Patienten notwendig war.

»Je komplexer die Herzkranzgefäße erkrankt sind, desto eher ist die Bypass-Operation die bessere Behandlungsoption«, so DGTHG-Präsident Jochen Cremer. Die Entscheidung über die Behandlung bei koronarer Mehrgefäßerkrankung sollte daher gemeinsam von einem Herzchirurgen und einem Kardiologen getroffen werden. nd

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