Todesfalle Textilfabrik

Erneut Unglück in Bangladesch: Acht Menschen sterben durch Feuer / Opferzahl durch Einsturz vor zwei Wochen nun über 1000

  • Lesedauer: 3 Min.
In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka ist es in der Nacht zum Donnerstag erneut zu einem Brandunglück in einem Textilunternehmen gekommen. Die Zahl der Opfer durch den Gebäudeeinsturz vor gut zwei Wochen stieg derweil auf über 1000.

Dhaka (nd/Agenturen). Noch waren in Dhaka nicht alle Leichen aus der im April eingestürzten Textilfabrik geborgen, da ereignete sich am späten Mittwochabend ein neues Unglück in einem Textilwerk. Nach Angaben der Feuerwehr kamen bei dem Brand in einem elfstöckigen Gebäude in Bangladeschs Hauptstadt acht Menschen ums Leben.

Das Feuer soll in einem unteren Stockwerk des Gebäudes in einem Textilbetrieb ausgebrochen sein. Die Opfer starben, als sie durch das Treppenhaus flüchten wollten an giftigen Dämpfen verbrennender Acrylfasern. Darunter war nach Angaben der Polizei der Besitzer der von der Firma Tung Hai betriebenen Fabrik, vier seiner Mitarbeiter und zwei Polizisten. Arbeiter und Arbeiterinnen waren nicht betroffen, da zum Zeitpunkt des Feuers nicht produziert wurde. »Es war ein großer Brand, aber wir konnten ihn auf eine Etage begrenzen«, so der Einsatzleiter der Feuerwehr, Mahbubur Rahman. Die Brandursache war noch unklar.

Zu den Kunden von Tung Hai zählen laut der Homepage des Unternehmens auch die britische Billigmode-Kette Primark und die spanische Marke Inditex, der Mutterkonzern der Kette Zara. Inditex bestätigte, in der Vergangenheit Aufträge an Tung Hai vergeben zu haben. Die Geschäftsbeziehungen seien jedoch abgebrochen worden, nachdem Tung Hais Geschäftsleitung nicht angemessen auf einen Aktionsplan zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen reagiert habe.

Unterdessen wurde die Suche in dem am 24. April eingestürzten Fabrikgebäude Rana Plaza fortgesetzt. Bislang konnten insgesamt 1034 Leichen geborgen werden. Allein in der Nacht zum Donnerstag seien mehr als hundert Leichen entdeckt worden, sagte Brigadegeneral Siddiqul Alam Sikder. Die Bergungsarbeiten sollen laut Sikder heute abgeschlossen werden. Knapp 2500 Menschen konnten lebend geborgen werden. Mittlerweile wurden zwölf mutmaßliche Verantwortliche festgenommen, darunter der Besitzer des Gebäudes.

Bereits am Montag hatte ein Gericht in Dhaka eine zweite Anklage wegen Mordes gegen gegen diesen angenommen. Nach der Polizei hatte auch die Witwe eines beim Einsturz getöteten Arbeiters Klage gegen ihn sowie gegen den Eigentümer der Bekleidungsfirma »New Wave Style« und den Chefingenieur der Kommunalverwaltung von Savar eingereicht. Weitere Klagen waren nach dem geltenden Arbeitsrecht eingereicht worden. Die Ursache des Einsturzes dürften erhebliche bauliche Mängel sein. Die oberen Stockwerke des Rana Plaza waren illegal aufgestockt worden.

In der Fabrik hatte auch der deutsche Textildiscounter Kik Kleidung fertigen lassen. Das Unternehmen räumte den Bezug von Kleidung aus der Fabrik bis kurz vor der Katastrophe ein. Das Unternehmen erklärte nach Medienberichten über Funde von Kik-Kleidung in den Trümmern, dass ein Importeur des Unternehmens bis Jahresanfang dort produziert habe.

»Die Textilfunde stammen aus dieser Zeit«, erklärte KiK am Mittwoch zu einem Bericht des NDR-Magazins »Panorama«. Das Magazin hatte in einem Beitrag das Foto einer Bluse aus der aktuellen Kollektion des Unternehmens gezeigt. Kik blieb bei seiner Darstellung, die Firma habe seit 2008 keine direkten Geschäftsbeziehungen zu der Produktionsstätte gehabt. Die Textilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftszweig in Bangladesch, sie macht 79 Prozent der Exporteinnahmen aus.

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