Schadensbegrenzung

Olaf Standke über Japans Geschichte

  • Lesedauer: 1 Min.

Den umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio hat Japans Ministerpräsident Shinzo Abe in diesem Jahr nicht besucht. Dafür spendete er eine rituelle Altardekoration, die seinen Namen und Titel trägt. Andere Kabinettsmitglieder und 168 Parlamentarier gedachten zum Frühlingsfest der Toten des Zweiten Weltkriegs - und ehrten damit sehenden Auges auch verurteilte Kriegsverbrecher. Was in China und auf der koreanischen Halbinsel angesichts japanischer Gräueltaten als Provokation verstanden wird und immer wieder Protest hervorruft. Der rechtskonservative Abe hatte nach seiner Wahl keinen Zweifel daran gelassen, dass er in der Außenpolitik auf die nationalistische Karte setzen werde.

Doch die jüngste Verteidigung der Zwangsprostitution in Militärbordellen während des Zweiten Weltkriegs durch einen prominenten Politiker wollte der Regierungschef nach besorgten Reaktionen auch bei den Partnern in Washington dann doch nicht so stehen lassen. Schadensbegrenzung scheint angesagt. Abe, der einst selbst für Empörung sorgte, weil er die Sexsklaverei der kaiserlichen Armee leugnete, distanzierte sich jetzt von den Äußerungen des Oberbürgermeisters von Osaka. Auch seine Regierung wird sich nun wohl der 1995 von Premier Murayama ausgesprochenen offiziellen Entschuldigung für die japanische Aggression und Kolonialherrschaft anschließen. Im Parlament will sich Abe zu Fragen der Vergangenheit »zurückhalten«, um diplomatische Probleme zu verhindern. Ein wirklicher Sinneswandel sieht anders aus.

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