Kannibalisierung in den Hochschulen?

Kommentar zum Streit in der HRK um Hochschulfinanzierung

  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Es ist ja nicht so, dass die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) wichtige Themen meiden würde. Auf ihrer Jahresversammlung Anfang der Woche hat sich der Zusammenschluss der deutschen Hochschulen für die Finanzierung von Professorenstellen durch den Bund ausgesprochen. Der Bund könne sich hierdurch stärker an der Gesamtfinanzierung der Hochschulen beteiligen, meinte HRK-Präsident Horst Hippler zur Begründung. Große Sorgen bereite der HRK auch der Hochschulbau. Manche akademische Lehrstätten müssten wegen des schlechten Zustandes ihrer Gebäude Vorlesungen auslagern - z.B. in Kinosäle. Zwischen den Zeilen gelesen heißt dies: Die Unis haben zu wenig Geld und fühlen sich von den Ländern, die für die Finanzierung ihrer Unis verantwortlich sind, im Stich gelassen; da käme eine kleine Finanzspritze des Bundes ganz gelegen.

Längst aber ziehen in der HRK nicht mehr alle 268 Mitglieder an einem Strang. Vergangenen Herbst schlossen sich 15 große Universitäten zu einer Art Elite-Club mit dem Ziel zusammen, ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Es geht zunehmend elitär zu in der deutschen Hochschullandschaft. Schuld daran ist auch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, die die Konkurrenz unter den Universitäten um die knappen Geldmittel verschärft hat. Wer nämlich als »exzellent« prämiert wurde, erhält nicht nur Reputation, sondern auch eine Extra-Förderung.

Das führt bei vielen Mitgliedern der HRK zur Verstimmung. In einem offenen Brief warnte der Rektor der Uni Duisburg-Essen, Ulrich Radtke, wenige Tage vor der HRK-Jahresversammlung vor elitären Vereinen und einer »Kannibalisierung der Hochschulen«. Mit Aussitzen wird die HRK-Führung diesen Unmut nicht besänftigen können.

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