Gefährliche Eisgenossen

Im Halbfinale wollen die Schweizer WM-Sieg Nummer neun und die erste Medaille seit 60 Jahren

  • Thomas Lipinski, SID
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach ihrer Rekord-Siegesserie greift die Schweiz nach einer WM-Medaille. Im zweiten Halbfinale kommt es zum Gastgeberduell zwischen Schweden und Finnland.

Nach dem ersten Halbfinaleinzug seit 15 Jahren nahm Trainer Sean Simpson gleich die ganze Nation in die Pflicht. »Alle Schweizer sollten stolz auf dieses Team sein«, meinte der Coach der »Eisgenossen« nach dem achten WM-Sieg in Folge. Zumindest im Blätterwald ließ man sich nicht zweimal bitten. Die Berner Oberländer Zeitung sah »die Schweiz auf den Spuren des großen Russland«, und der Walliser Bote fragte gar: »Wie wärs mit Weltmeister?«

Die Euphorie in der Schweiz ist riesig nach dem 2:1 gegen den zwölfmaligen Weltmeister Tschechien. Nachdem der Viertelfinalfluch nach acht vergeblichen Versuchen endlich überwunden ist, sie »die Mauer eingerissen« haben (Le Matin), soll auch die erste WM-Medaille seit 60 Jahren her. Nichts anderes hat Simpson, vor 13 Jahren deutscher Meister mit den München Barons, im Sinn. »Wir sind jetzt ein ganz gefährlicher Gegner. Wir spielen um eine Medaille«, sagte der Kanadier.

Die erste Chance darauf hat die »Nati« im Halbfinale heute in Stockholm gegen den Olympiazweiten USA. Sollte der neunte Sieg in Folge nicht gelingen, bliebe noch das kleine Finale am Sonntag. Routinier Martin Plüss, der schon beim vierten Platz 1998 unter Simpsons Vorgänger Ralph Krueger dabei war, setzt bei seiner zwölften WM auf traditionelle Schweizer Tugenden: »Wir hoben nach jedem Sieg hier nie ab. Wir müssen auch jetzt auf dem Boden bleiben.«

Historisches hat auch Gastgeber Schweden im Sinn. Die Tre Kronor, die im Penaltykrimi Olympiasieger Kanada mit 3:2 ausschalteten, wollen den WM-Heimfluch besiegen. Seit die »Große rote Maschine« der damaligen Sowjetunion 1986 in Moskau triumphierte, hat kein Heimteam mehr WM-Gold gewonnen. Die Schweden, die den letzten ihrer acht WM-Titel 2006 in Riga holten, scheiterten bei ihren letzten beiden Versuchen auf eigenem Eis knapp: 2002 im Halbfinale von Göteborg mit 2:3 nach Penaltyschießen gegen die Slowakei und 1995 im Finale von Stockholm gegen den Erzrivalen Finnland mit 1:4.

Der Nachbar aus dem Osten ist auch heute wieder der Gegner und weckt böse Erinnerungen. Vor zwei Jahren in Bratislava ging Schweden im Finale mit 1:6 unter. Diese Rechnung soll nun im heimischen Globen beglichen werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal