Sultan Erdogan

Detlef D. Pries über Demokratiedefizite in der Türkei

  • Lesedauer: 2 Min.

Lasst die Bäume leben!« - war die Parole derer, die in Istanbul für den Erhalt des kleinen Gezi-Parks stritten. Sie wollten das letzte Fleckchen Grün im Zentrum der Stadt nicht für ein neues Einkaufszentrum geopfert sehen. Polizei und Sicherheitskräfte reagierten wie gewohnt brutal - und lösten dadurch rund 90 Demonstrationen in 48 türkischen Provinzen aus, die in der Forderung nach Rücktritt der Regierung gipfelten.

Seit mehr als zehn Jahren wird die Türkei von Recep Tayyip Erdogan regiert. Der Premier brüstet sich mit beeindruckenden Wachstumsraten und zunehmendem politischen Einfluss in der Region, er rühmt sich auch, die Allmacht des Militärs beschnitten zu haben. Doch nach Auffassung vieler seiner Landsleute regiert er inzwischen selbst autoritär wie ein Sultan. Die Sicherheitskräfte wurden im Verlauf seiner Amtszeit auf das Dreifache aufgestockt, Erdogans Kritiker sehen sich ein übers andere Mal mit Polizei, Justiz und Geheimdiensten konfrontiert, deren Vorgehen das Wort »unverhältnismäßig« sehr diplomatisch beschreibt.

Im kommenden Jahr will Erdogan ins Präsidentenamt wechseln, das er vorsorglich bereits mit zusätzlicher Macht ausstatten lassen hat. Seine Kritiker befürchten Schlimmes. Gewiss ist es noch nicht die Mehrheit der türkischen Bevölkerung, die in die Rücktrittsforderungen einstimmt, und organisiert ist die Opposition schon gar nicht. Doch Sultan Erdogan sollte die jüngsten Vorgänge als Sturmwarnung erkennen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal