Gebannter Blick auf die Pegelstände

Niedersachsen fürchtet den Elbscheitel

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Während man am Dienstag im Süden hoffte, dass sich die Hochwasserlage entspannt, wurde im Norden ein bedrohlicher Anstieg der Elbe erwartet. In Niedersachsen wird befürchtet, dass der Fluss im Raum Lüchow-Dannenberg und Lüneburg in wenigen Tagen den höchsten bisher dort gemessenen Wasserstand erreicht.

Sirenengeheul riss am Montag viele Lüchow-Dannenberger Feuerwehrleute aus dem Feierabend. Spundwände unweit des Elbufers aufbauen, hieß der Einsatzbefehl, und: Sandsäcke füllen! Sie werden in großen Mengen benötigt. Freiwillige Helfer erhöhen damit einen Teil des Deiches, der die Orte im Norden des Wendlands vor dem Hochwasser schützen soll. Bisherigen Berechnungen nach kann die Elbe schlimmstenfalls so sehr steigen, dass sie die Deiche überwindet und in die Dörfer strömt.

Schon häufig hat Hochwasser Lüchow-Dannenberg heimgesucht. Immer höher, immer besser wurden im Laufe der Jahre die Deiche, die Flutsperren ausgebaut. So entstand 2007 im Städtchen Hitzacker eine 36 Millionen Euro teure Schutzanlage aus Mauern, Toren und Pumpen. Anlass war nicht zuletzt das verheerende Hochwasser 2002, das in der historischen Altstadt erhebliche Schäden anrichtete

Als die Elbe 2011 über die Ufer trat und erneut den Ort bedrohte, hielten die Wehranlagen stand. »Wir gehen davon aus, dass sie das auch dieses Mal tun«, hofft die stellvertretende Verwaltungschefin der Samtgemeinde Elbtalaue, Petra Steckelberg. Doch angesichts der aktuell angekündigten Wasserhöhe könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Flut dennoch in die Stadt dringt. »Wir bereiten uns vorsorglich auf eine Evakuierung mehrerer Straßen vor.« Zurzeit werde geprüft, welche Bewohner betroffen sein würden und wo sie Obdach finden könnten.

Auch in anderen Orten Lüchow-Dannenbergs herrscht Alarmstimmung. Immerhin hat die Kreisverwaltung die Bevölkerung in Elbnähe aufgerufen, sie solle sich »darauf einstellen, im schlimmsten Falle mit Mensch und Tier das eigene Anwesen verlassen zu müssen«. Zugleich appelliert die Behörde an die Bürger, »für Einsatzdienste wie Sandsackfüllen zur Verfügung zu stehen«. Schon bei vergangenen Hochwassern waren viele hilfsbereite Menschen entsprechenden Aufrufen gefolgt.

Nahe der Grenze zum Kreis Lüneburg, wo ebenfalls zahlreiche Maßnahmen gegen die Flut getroffen werden, bereitet sich in der Ortschaft Neu Darchau das Technische Hilfswerk auf seinen Einsatz vor, ist mit Großpumpen angerückt. Mit großer Sorge sehen die Menschen im Raum Gartow, unweit der Grenze zu Sachsen-Anhalt, dem Hochwasser entgegen. Der Deich dort ist noch nicht ganz fertig gebaut - nun sollen die ausstehenden Arbeiten »mit Hochdruck« vollendet werden.

Für das kommende Wochenende war im nördlichen Wendland der alljährliche Feuerwehrtag geplant, mit Wettkämpfen, Ehrungen, Geselligkeit. Er ist abgesagt worden. Der Großeinsatz an den Deichen erfordert alle Kräfte.

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