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Heldengeschichten im Peloton

Ein Tag beim Velothon im nd-Trikot

Einmal im Jahr ist Velothon in Berlin: Wer früh genug aufsteht, kann ab 6.30 Uhr auf der Straße des 17.Juni das nd-Team bei der Vorbereitung beobachten. Teamchef Oliver Händler, im Hauptberuf Sportredakteur, empfängt dort unter morgentaufeuchten Bäumen die nd-Fahrer, verteilt Startbeutel und gute Ratschläge und knipst am Ende sogar noch die ganze Mannschaft für die Internetgalerie. Reifen werden aufgepumpt, Startnummern angeheftet, Wasserflaschen aufgefüllt. Rennradfahrer sind Pedanten.

Punkt sieben Uhr herrscht dann Aufbruchstimmung: Die Ersten fahren zu ihrem Startplatz für die 60-Kilometer-Runde. Auch wenn sie frühestens um 7.50 Uhr auf die Strecke dürfen: Wer rechtzeitig da ist, sichert sich einen Platz in einer der vorderen Reihen. In sieben Blöcken von A bis G sortieren sich die Massen ein. Ein Quadratmeter pro Fahrer, so ist es bemessen. Bis es losgeht, wird gefachsimpelt und gewitzelt.

Mehr zum 6. Velothon

Spontan und ohne Tacho: So erlebten nd-Fahrer das Rennen

Im letzten Jahr ist mir ein Reifen geplatzt, dieses Jahr habe ich meine Brille verloren. Jedes Mal Fahren unter erschwerten Bedingungen. Aber wenn es einfach wäre, könnte ja jeder mitfahren – sind ja nur Zehntausend in diesem Jahr, sagt nd-Fahrer Martin Schultze. Mehr Stimmen lesen Sie hier.

Ergebnisse Velothon

Die Resultate des sechsten Berliner Velothon in der Übersicht.

 

60 Kilometer, Männer

1. Herbrand, Volker 1:24:37 h
2. Schreiber, Steven 1:24:38
3. Volbracht, Burkhard 1:24:40
27. Nießen, Frederik 1:30:29
3. seiner Juniorenklasse
353. Kraski, Kunibert 1:35:19
4. seiner Seniorenklasse
515. Jaster, Stefan 1:37:49
818. Büttner, Martin 1:39:43
889. Du Hamel, Horst 1:40:13
1219. Klafft, Torsten 1:42:40
1251. Schultze, Martin 1:42:53
1282. Neugebauer, Olaf 1:43:05
1395. Schadow, Janek 1:43:48
1455. Theiler, Bernd 1:44:10
1494. Göddeke, Ralf 1:44:20
1821. Dr. Schäfer, Olaf 1:46:14
1937. Montwill, Frank 1:46:59
2064. Karrer, Siegfried 1:47:51
2119. Pösel, Stefan 1:48:17
2578. Wittann, Thomas 1:51:15
3030. Görtz, Günter 1:55:00
3036. Porwitzki, Dirk 1:55:03
3176. Kurzhauer, Sven 1:56:34
3256. Du Hamel, Andreas 1:57:17
3296. Teichler, Gunther 1:57:39
3299. Schramm, Philipp 1:57:42
3412. Riedel, Bernd 1:58:51
3507. Hey, Andreas 1:59:46
3618. Hey, Thomas 2:01:04
3693. Schwuchow, Rene 2:01:51
3951. Bettge, Tino 2:05:34
4048. Brust, Matthias 2:07:27
4051. Witzel, Rainer 2:07:30
4718. Grahl, Jirka 2:30:58

Aus nach Defekt: Ruhtz, Martin

Frauen

1. Dr. Baisch, Lena 1:30:31
2. Kuhne, Imke 1:30:34
3. Krause, Alice 1:35:08
6. Speth, Anke 1:36:41/3. ihrer Seniorenklasse
372. Fungk, Regina (GER) 1:58:41
444. Hey, Katrin 2:01:03
459. Schwuchow, Viola 2:01:50
879. Günther, Ute 2:32:06

Firmenwertung

1 Hagi Racing Team I 15:22:51
6. neues deutschland 16:32:33

120 Kilometer

1. Sonnabend, Christian 2:38,21
2. Knyss, Daniel 2:38,22
3. Vögeding, Dennis gleiche Zeit
59. Runge, Reinhard 2:42:56/3. seiner Seniorenklasse
857. Hager, Norbert 2:52:16
1336. Kohn, Leander 2:56:34
1461. Jaster, Hartmut 2:57:45
1589. Feier, Christian 2:58:47
2112. Heuschkel, Hartmut 3:04:01
2321. Holznagel, Sascha 3:05:48
2674. Schramm, Danilo 3:09:16
2752. Wilde, Heiko 3:09:56
3136. Dr. Krause, Stephan 3:13:50
3321. Dr. Fungk, Harald 3:15:35
3559. Dr. Gabelin, Jürgen 3:18:25
3883. Fischer, Wolfram 3:23:08
3999. Händler, Oliver 3:25:44
4048. Telschow, Jan-Kristof 3:26:44
4577. Vollprecht, Florian 3:42:37
4642. Wolter, Mark 3:45:44
4916. Van Issem, Thomas 4:09:48

Frauen

1. Kaiser, Arila 2:42:56
2. Häußler, Gunda 2:43:07
3. Lütge, Katrin 2:45:45
286. Borrmann, Cornelia 3:49:08

Firmenwertung

1. Garmin
9. neues deutschland

Profis, 186,5 Kilometer

1. Kittel (Arnstadt) 4:00:06
2. Pelucchi (Italien)
3. Greipel (Rostock)
5. Kluge (Cottbus) alle gleiche Zeit

Irgendwann endlich das Startsignal: Gemächlich setzt sich der Tross in Bewegung, ab Potsdamer Platz beginnt die Zeitmessung, sie läuft per Funk. Jeder hat dazu einen Transponder am Lenker, jeder fährt sein Rennen gegen die Uhr. Das Gesamtklassement ergibt sich aus der Fahrzeit. Nur die ersten 100 werden nach der Reihenfolge des Zieleinlaufs gewertet.

Glück gehört zu einer guten Zeit dazu: Unter Tausenden Mitfahrern das richtige Hinterrad zu finden, ist schwer. Viele sind noch nie in Formation gefahren, etliche wollen es auch heute nicht tun. Schließlich ist die richtige Gruppe gefunden. Jetzt muss es rollen, Strecke machen! Die Trikotrücken erzählen vom Vordermann: »Freiwillige Feuerwehr Rudow« etwa, oder die »Felgenhelden«. Manches bleibt rätselhaft: »Quer-du-DM.de«? »Wigwam Weißensee«?

Auf der Potsdamer Straße geht es flott stadtauswärts, das Feld zerreißt. An den Kreuzungen stehen genervte Autofahrer, die an den Streckensperren warten müssen. Manche schauen belustigt dem Rennen zu, manche streiten mit den Streckenposten. Über Spandau geht es gen Südwesten auf die Havelchaussee, Berlins Radfahrer-Dorado. Hier fährt sonst der legendäre Jens Voigt seine Trainingsrunden. »Wer Rückenwind hat, fährt zu langsam!« soll Voigt mal gesagt haben. Witzbold. Wir keuchen bergauf.

An jeder Ecke stehen Freiwillige in gelben Westen: Wieso eigentlich fast ausnahmslos Frauen? Sie wedeln mit gelben Fähnchen, blasen in die Trillerpfeife und machen den Velothon zu ihrem eigenen Fest: Jeder wird beklatscht, bejubelt, angefeuert: »Hopphopphopp!« oder »Du schaffst es!« Im gediegenen Dahlem sitzen Familien auf Plastikstühlen am Straßenrand: Die Kinder winken, die Eltern genießen die Sonne. Ein Vater spielt Schlagzeug. Trommelwirbel für Hobbyradler.

Am Flughafen Tempelhof werden die Kurbeltritte schon schwerer. Noch gut 20 Kilometer bis zum Ziel am Brandenburger Tor. »Ihr sollt fahren, nicht stehen!« ruft einer den gequälten Gestalten hinterher. Bitteres Lachen im Peloton.

Mittlerweile fährt jeder sein Tempo und versucht, das Gesicht zu wahren, es wimmelt nun von Menschen am Straßenrand: Kottbuser Damm, Skalitzer Straße, Oberbaumbrücke, East Side Gallery: Die Touristen fotografieren und lachen über die bekloppten Deutschen auf Fahrrädern.

Am Hauptbahnhof vorbei geht's ins Ziel am Brandenburger Tor. Der Sprecher nennt den Namen jedes Fahrers. Glücksgefühl. Dann zurück zum nd-Auto: Mit den Teamkollegen das Rennen auswerten, Schultern klopfen, Erfolgsgeschichten anhören: Wie die von Frederik, 18, trotz eines schweren Sturzes noch 27. im Gesamtfeld! Unser Velothon-Held des Jahres 2013! Da herrscht Einigkeit! Und dann geht's heimwärts: »Bis nächstes Jahr?« »Auf jeden Fall! Bis nächstes Jahr!«

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