Bürgerlich kulturlos

Andreas Fritsche 
hält Dynamit nicht für demokratisch

  • Lesedauer: 1 Min.

Massenhaft sind Straßen, Plätze, Schulen und Brücken, die in der DDR den Namen Ernst Thälmanns erhielten, in den frühen 1990er Jahren umbenannt worden. Eine ganze Reihe ist jedoch übrig geblieben. Mittlerweile wird überlegt, auch diese Spuren des ermordeten Antifaschisten zu tilgen; und nicht nur überlegt.

Vor zwei Jahren ließ der private Eigentümer die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Ziegenhals abreißen und im vergangenen Jahr wurde im märkischen Hohen Neuendorf der Thälmannplatz umbenannt. Der Vorstoß der Jungen Liberalen zum Abriss des Ernst-Thälmann-Denkmals im historischen Arbeiterviertel Prenzlauer Berg darf angesichts dessen nicht überraschen. Eine neue Qualität erreichen jedoch die Methoden.

Die beabsichtigte symbolische Sprengung mit Dynamitattrappen kann nicht als jugendlicher Übermut abgetan werden – sie ist eine Kulturlosigkeit, die so gar nicht zum bürgerlichen Image der FDP passt. Es ist lächerlich, wenn der Politnachwuchs nun jammert, die Beleidigung und Bedrohung seiner Organisation habe mit demokratischem Diskurs nichts mehr zu tun. Schließlich entfernt sich auch ein vorgetäuschtes Sprengstoffattentat weit von demokratischen Gepflogenheiten.

Mit Krokodilstränen betrauert das bürgerliche Lager regelmäßig die Sprengung der Berliner Schlossruine auf Geheiß der SED. Es sollte sich überlegen, das die jetzige Aktion auf Schlimmeres hinauswill: die Zerstörung eines intakten Denkmals.

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