Reise in den Gulag
Memorial Perm kämpft wie andere russische zivilgesellschaftliche Organisationen um seine Existenz
Vom einstigen Molotow aus, der heutigen Millionenstadt Perm, machen sich immer wieder Expeditionen auf zu den stalinschen Lagern im Ural. Vier Historiker, ein Militärarzt, eine Buchhalterin, ein Industriekletterer und ein Poet sind in diesem Frühjahr von Perm aus mit Katamaranen auf einer Expedition zu entlegenen Orten der jüngeren russischen Geschichte im Ural unterwegs.
Die an der Transsib-Strecke gelegene Millionenstadt Perm hieß zwischen 1940 und 1957 nach Stalins Außenminister Molotow. Gas- und Erdöltrassen laufen hier zusammen, ein weiterer Schwerpunkt ist die Rüstungsindustrie. Darüber hinaus ist das Permer Gebiet bekannt geworden für die Straflager, in denen zu Stalins Lebzeiten Hunderttausende aus politischen Gründen inhaftiert wurden. Überreste von Orten der Repression finden sich über das ganze Gebiet verstreut am Rande von Ortschaften oder versteckt in der Taiga. Oft sind sie nur auf dem Wasserweg erreichbar.
Da der russische Staat an einer Aufarbeitung der dunklen Flecken der Geschichte kein Interesse zeigt und die Beschäftigung damit in Wissenschaft und Gesellschaft zunehmend als Nestbeschmutzung diskreditiert wird, bleibt es wenigen Aktivisten überlassen, Gedenk- und Informationstafeln aufzustellen. Nun soll sich nach einem neuen russischen Gesetz über die Nichtregierungsorganisationen »Memorial«, Organisator dieser Reise, als »ausländischer Agent« bekennen und bangt um seine Existenz.
Lesen Sie die Reportage am 19. Juni auf Seite 3 in »neues deutschland«.
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