»Florida Rolf« war gestern

Stefan Otto über den stark angewachsenen Niedriglohnsektor in Deutschland

  • Lesedauer: 1 Min.

Noch nie waren so viele Menschen in Deutschland erwerbstätig, verkündete die Bundesregierung am beginnenden Wahlkampf. Dass diese Statistik zum guten Teil auf den stark angewachsenen Niedriglohnsektor beruht, das hat sie verschwiegen. Für 1,3 Millionen Erwerbstätige reicht der Lohn nicht zum Leben, wie nun eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung ergab. Sie benötigen zusätzlich Leistungen zum Lebensunterhalt. Frauen sind davon ungleich häufiger betroffen als Männer. Das verwundert nicht. Schließlich sind die meisten Alleinerziehenden weiblich, und diese Mütter stehen vor einer Doppelbelastung: Zum einen brauchen sie Zeit für die Kinder, zum anderen einen Job. Das Problem haben Politiker aller Oppositionsparteien zigfach angesprochen.

Bewirkt hat dies allenfalls, dass das Gerede von den »Mallorca Karins« und »Florida Rolfs« aufgehört hat. Der Populismus gegen angeblich faule Arbeitslose ist verstummt. Angesichts der Tatsache, dass 1,3 Millionen Mal Menschen nach Kräften versuchen, aus ihrer prekären Situation herauszukommen, auch kein Wunder.

Doch diese Haltung ist nicht zuletzt auch ein Grund dafür, dass die sozialen Proteste in Deutschland allenfalls köcheln. Wer arbeitslos ist, klagt nur selten darüber und geht auf die Straße, sondern spuckt viel häufiger in die Hände und versucht einen Job zu finden.

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