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Schmerz, der nicht verschwinden will

Nach den Strapazen der Pyrenäen siegen die deutschen Radsprinter weiter bei der Tour de France

  • Lesedauer: 2 Min.

In den Pyrenäen war von der deutschen Sprinterherrlichkeit wie erwartet nichts zu sehen. Doch schon nach dem Ruhetag zeigten sie gestern wieder ihre Klasse. Marcel Kittel gewann die zehnte Etappe der Tour de France, und damit seine zweite nach dem Auftakt auf Korsika. Der Thüringer fing auf den letzten Metern noch André Greipel ab, der auf Platz zwei landete. Der Rostocker hatte offenbar wie erhofft während des Ruhetags am Montag seine Beine wiedergefunden. »Dass sie noch irgendwo sein müssen, verrät mir der Schmerz, der nicht verschwinden will«, so Greipel.

Noch langsamer als die deutschen Sprinter, war zuvor ein anderer Radsportpromi aus der Heimat durch die Pyrenäen geradelt. Ex-Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer - inzwischen ein zweites Mal bei Katjusha angestellt - strampelte sich am Col de Pailheres den Frust über den Dopingprozess gegen seinen Ex-Profi Stefan Schumacher aus dem Leibe. Als er eine Pause machte, erzählte Holczer »nd«, dass er sehr verärgert sei, in diesem Zusammenhang als geldgieriger Patron dargestellt worden zu sein. »Von den Schadensersatzforderungen an Schumacher kommt kein Euro zu mir«, versicherte er.

Dann schwang er sich wieder auf sein Rad und folgte den Spuren eines weiteren früheren Angestellten. Der Österreicher Georg Totschnig kam bei der Tour 2005 sowohl auf dem Col de Pailheres als auch später in Ax als Erster an. Totschnig wurde zu seiner aktiven Zeit von einer Zeugin in der Bluttransfusionsklinik Humanplasma gesichtet, von Dopingvorwürfen aber freigesprochen, weil eine andere Zeugin ihre Aussage widerrief. Die Ehefrau des berüchtigten Skitrainers Walter Mayer hatte ursprünglich ausgesagt, Totschnig 2005 einen Blutbeutel zur Tour geliefert zu haben. So hat dieser Erfolg in den Ranglisten aber weiterhin Bestand.

Ganz anders als das Bergtrikot der Tour, das sich mit Bernhard Kohl ein anderer Gerolsteiner-Österreicher drei Jahre später in den Alpen holen, wegen Dopingdisqualifikation aber wieder abgeben sollte. Österreicher sind bei dieser Tour übrigens gar nicht dabei. Und Deutschland ist als große Radsportnation mittlerweile von Australien überholt worden: Elf Australier nehmen teil, zehn Deutsche. Erfolge erreichten davon bislang nur die Sprinter - drei Etappensiege und vier Podestplätze für das Trio Kittel, Greipel und John Degenkolb. Immerhin ist Tony Martin heute Favorit im Zeitfahren.

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