Satans Freund

Dschawad Sarif ist neuer Außenminister Irans

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Er galt als Wackelkandidat im Kabinett des neuen iranischen Präsidenten Hassan Ruhani, doch Mohammed Dschawad Sarif hat in der Vorwoche schließlich auch die parlamentarische Hürde genommen und wurde am Wochenende als Außenminister vereidigt. Der 1960 in Teheran geborene Diplomat ist vor allem dem erzkonservativen Klerus in Teheran ein Dorn im Auge.

Sarif, der perfekt Englisch spricht, hat in San Francisco Politikwissenschaften und Jura studiert, an der Universität Denver promoviert und in seiner Zeit als iranischer Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York von 2002 bis 2007 wiederholt Kontakt mit den Abgesandten des »Großen Satans« gehabt - allerdings nur hinter den Kulissen, nie offiziell. So musste der 53-Jährige bei seinen Anhörungen im Außenpolitischen Ausschuss des Parlaments immer wieder beteuern, dass er keineswegs eine unbeschränkte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für die USA habe und seit seinem Amtsende bei den Vereinten Nationen nicht mehr in den Vereinigten Staaten gewesen sei. Auch seine Kinder befänden sich in Iran und nicht in den USA.

Der neue Staatschef hat am Sonnabend bei der Vereidigung noch einmal betont, dass er eine Abkehr vom Konfrontationskurs seines Vorgängers Mahmud Ahmadinedschad anstrebe. Er will die internationale Isolation Irans beenden, nicht zuletzt mit Blick auf sein Versprechen, die durch Sanktionen geschwächte iranische Wirtschaft zu sanieren. Außenpolitik müsse nicht das Terrain von populistischen Slogans, sondern von überdachten Äußerungen sein, erklärte Ruhani.

Auch deshalb hatte er Sarif vorgeschlagen, der ihm prädestiniert scheint für einen diplomatischen Durchbruch - gerade in den Beziehungen zum Erzfeind USA, mit dem nun direkte Verhandlungen zur Beilegung des Atomstreits angepeilt werden. In seiner Zeit als UN-Botschafter war Sarif mit der Geheimmission »Große Abmachung«, die nach Jahrzehnten der Funkstille die Differenzen zwischen beiden Ländern ausräumen sollte, noch gescheitert.

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