Eltern unter Druck

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

Flexibilität, Karriere und Angst vorm sozialen Abstieg führen häufig zu einem verplanten, überlasteten Leben, bei dem die Kinder früh mithalten sollen. Als moderne Form der Überbehütung bemühen sich Eltern, dem Nachwuchs alles zu ermöglichen und neigen dabei zu einer übermäßigen Kontrolle. In den Medien nennt man sie häufig despektierlich »Helikopter-Eltern«, die den Lehrern und Erziehern ihrer Kinder die Arbeit erschweren. Auf www.spiegel.de hat sich der Journalist Christian Füller als jetzt als »Helikopter-Vater« geoutet. »Mütter und Väter bleibt kaum etwas anderes übrig, als korrigierend einzugreifen. Denn im Bildungswesen herrscht das Chaos«, meint Füller (bit.ly/14AVyqo).

Spezialsymbol gibt ihm recht: »Auf die Schule darf man sich nicht mehr verlassen, die Lehrpläne sind, zumindest in Hessen und Bayern, so verkorkst, dass nichts Sinnvolles dabei rauskommt. Das ist keine Schwäche der Lehrer sondern ein Versagen der Bildungspolitik. Schulen sind nur noch reine Betreuungsanstalten, in denen von Wirtschaftspolitikern gewünschte Fähigkeiten gelehrt werden.« Anders frunabulax: »Das sind die schlimmsten Eltern, die meinen, überall mitreden und den Lehrern Ihren Job erklären zu müssen. Bei diesen Eltern können einem die Lehrer nur leidtun. Jeder will für sein Kind das Beste und meint daraus jedes Recht ableiten zu können. Das ist überbordender Egoismus und untergräbt die Autorität der Lehrer, die dann wieder von den Verursachern beklagt wird.« Dieses Leid der Lehrer ist auch in einem anderen Beitrag auf spiegel-online ein Thema (bit.ly/13pTPKt) »Sie schreiben dem Schulleiter, drohen mit der Schulbehörde, sie feilschen, flirten, klagen: Einige Eltern kämpfen so verbissen für ihren Nachwuchs, dass Pädagogen die Zeit für ihre eigentliche Arbeit fehlt.«, berichten Lehrer aus dem Schulalltag. Die Kommentare der Leser nehmen die Lehrer in Schutz. So schreibt mauzirone, dass »die meisten Schüler einfach nur Durchschnitt sind. Viele Eltern wollen es nicht wahrhaben. Sie haben Angst, dass sich ihre Träume im Leben der eigenen Kinder nicht erfüllen.«

Auf www.faz.net wird dagegen das Ende des »Eltern-Bashings« gefordert (bit.ly/1cZiOaO) astartex kommentiert: »Eltern wissen heute sehr genau, dass Werte sich der Überführung in den totalen Markt widersetzen. Sie investieren in makellose Oberflächen, auch in jene des auf den Punkt angeeigneten Wissens, gestaltet gemäß den männlichen und weiblichen Profilen des medial vermittelten Existenz-Designs aus Werbung und Medien. Nichts überrascht. Nichts stört. Alles fließt geordnet und wohl verwaltet dem optimierten Tode zu, gut berechenbar für Konzerne und Staat. Wir haben die erste Generation, die fortlaufende Optimierung als Leben begreift.«

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