Mach’s dir doch selbst
Mitten in der Halle türmt sich ein Haufen alter Schallplatten. Ein junger Mann beugt sich darüber, zieht eine heraus, hält einen Bunsenbrenner daran. Ein wenig Hitze und etwas Muskelkraft: Schon ist aus dem Tonträger ein Dachziegel geworden. Der Turnschuhträger gehört zum weltweiten »Makers Movement«. Bis Sonntag präsentiert die Bewegung ihre Do-it-yourself-Kultur (DIY) in der Platoon Kunsthalle im Prenzlauer Berg auf dem »Remake Festival«. Wer sich zu den »Remakers« zählt, will aussteigen aus dem ewigen Kreislauf des Konsums. Auf Nachhaltigkeit wird sehr großer Wert gelegt. Oft geht es um sogenanntes Upcycling: aus Müll wieder etwas von Wert herstellen. Wie Dachziegel aus alten Schallplatten.
Entstanden ist das Festival aus einer Kollaboration von Künstlern in Berlin und Belgrad, wo das »Remake« seine Heimat hat. Nun hat auch Berlin seine erste »Makers«-Messe. Und die ist nicht nur für Designer. »Die Idee war, die zu erreichen, die sich noch nicht mit DIY-Konzepten befassen«, sagt Milica. Die junge Serbin ist eine der Organisatoren. »Die allgemeine Bevölkerung ist ja doch eher faul«, lacht sie. Wunderbar sei es zu sehen, wie die Besucher in den Workshops dann plötzlich ganz eigene und neue Projekte entwickeln, ohne die Anleitung der Designer. »Man entdeckt Talente, von denen man selbst nicht wusste, dass man sie hat«, beschreibt Milica den Prozess an nur einem Nachmittag im Workshop.
Die Industriedesigner arbeiten an einer schöneren Welt. Kollaborativ sammeln sie Ideen, wie sich Zusammenleben gestalten lässt, sozial und umweltverträglich. Das sieht zum Teil sehr schräg und bunt aus, wie etwa die riesige pneumatische Plastikblase zum Wohnen von der Künstlergruppe Plastique Fantastique - eine Ästhetisierung des Alltags. Aber letztlich geht es um ganz elementare Erfahrungen. »Werkzeuge sind der Grund, warum wir zum Menschen geworden sind«, meint Milica. »Heute kaufen wir alles, haben vergessen, wie man Dinge selber macht.« Dieses Wissen wollen die »Maker« zurückbringen.
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