Chinas Währung bald frei konvertierbar?

Pilotprojekt in Sonderwirtschaftszone startet

  • Andreas Landwehr (dpa), Peking
  • Lesedauer: 2 Min.
In China wird die Freigabe der Währung ausgetestet. Doch die Details sind noch unklar.

China plant das größte Experiment seit der Öffnung durch Sonderwirtschaftszonen vor mehr als drei Jahrzehnten. Der Staatsrat will am Sonnabend in Shanghai eine Freihandelszone eröffnen, die erstmals mit der freien Konvertierbarkeit des Yuan experimentieren und die Hafenmetropole zum neuen Finanzzentrum machen soll. Experten sprechen von einem »Meilenstein« auf dem Weg zur Liberalisierung der Währung. »Diese Freihandelszone wird China wettbewerbsfähiger machen«, erklärte Weltbankpräsident Jim Yong Kim.

Doch so schnell, wie viele Kommentatoren erwartet hatten, wird die Zone noch kein Loch in die Mauern des stark begrenzten Kapitalverkehrs reißen. Investoren werden bis nächstes Jahr warten müssen, bevor sie schrittweise die Richtlinien für die neue Zone erfahren, berichtete die »China Daily. Offenbar gibt es ein Tauziehen hinter den Kulissen.

Regierungschef Li Keqiang sprach auch vor zwei Wochen beim Weltwirtschaftsforum in Dalian nur ganz vage vom Ansatz einer «Negativ-Liste» - wonach alles erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten wird. Wie jetzt bekannt wurde, stehen schon 10 000 beschränkte Geschäftsbereiche auf der «Negativ-Liste».

Auch um die in den Staatsmedien angekündigten Pläne für eine langsame Freigabe der Währung ist es auffallend still geworden. Der Yuan ist bislang zwar im Warenverkehr umtauschbar, aber nicht bei Kapitaltransaktionen. Eine plötzliche Freigabe wäre waghalsig. Um gefährliche Kapitalabflüsse zu verhindern, wollen die Planer schrittweise vorgehen.

28 Quadratkilometer wird die Freihandelszone im Stadtviertel Pudong mit dem Tiefseehafen Yangshan und dem zollfreien Gebiet Waigaoqiao umfassen. Ursprünglich war vorgesehen, dass sich in der Zone auch die sonst staatlich kontrollierten Zinsen am Markt orientieren. Die strengen Vorschriften für ausländische Investoren würden vereinfacht. Die Bankenaufsicht hat ausländische Institute angesprochen, ob sie Ableger dort aufmachen wollen.

«Kann der Yuan in der Shanghaier Zone frei umgetauscht werden, wird sich das bald im ganzen Land ausbreiten», sagte Guo Hong-yu von der Wirtschaftsuniversität UIBE in Peking der dpa. «Alle großen Banken mit internationalem Geschäft werden Filialen aufmachen.»

Die zentrale Frage ist, ob die Unternehmen ihre Geschäfte nur innerhalb der Zone tätigen können. Dann werden die Auswirkungen gering sein, schrieb die Standard Chartered Bank. «Wenn aber die liberalisierten Finanzdienste für jedes chinesische Unternehmen zugänglich werden, das nur einen Ableger in der Zone aufmacht, dann hätte China praktisch seinen Kapitalverkehr geöffnet.» Die Regeln dürften daher kompliziert werden, zumal viel auf dem Spiel steht: «Wenn die Freihandelszone scheitert, werden Chinas Reformen insgesamt Schiffbruch erleiden», so Chen Bo, Finanzexperte der Shanghai-Universität.

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