Verleger verweigern Lohnerhöhungen

Tarifrunde für Zeitungsredakteure verlief ergebnislos

  • Gesa von Leesen
  • Lesedauer: 3 Min.
Zeitungsverleger haben wieder kein Angebot für höhere Löhne vorgelegt. Stattdessen fordern sie weitere Abstriche.

Die Verhandlungen über die Tariferhöhungen für Redakteure an Tageszeitungen kommen nicht voran. Am Mittwoch trafen sich die Journalistengewerkschaften dju in ver.di und DJV zum dritten Mal in Berlin und wieder endeten die Gespräche ergebnislos.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) legte erneut kein konkretes Angebot für Lohnerhöhungen vor. Stattdessen verlangt er Abstriche beim Urlaubsgeld und bei den Jahressonderzahlungen. Außerdem will er laut dju die Gehaltssteigerungen nach Berufsjahren dahingehend verändern, dass die meisten Redakteure 15 Jahre lang darauf warten müssten. Die Gewerkschaft fordert für die rund 14 000 Redakteure an Tageszeitungen 5,5 Prozent mehr Lohn. Zudem sollen endlich auch Onlineredakteure unter den Tarifvertrag fallen, die bislang meist deutlich schlechter bezahlt werden als die klassischen Printredakteure.

Die Verleger wollen Lohnerhöhungen am liebsten komplett vermeiden. Vor allem die Verleger in Norddeutschland sollen im Verband damit gedroht haben, aus dem Tarif auszusteigen, falls es zu Gehaltssteigerungen kommt. Und das, obwohl die meisten Zeitungshäuser Renditen im niedrigen zweistelligen Bereich vorweisen können. Doch laut BDZV ist das Tarifwerk für Tageszeitungsredakteure veraltet. So hat er den Manteltarif gekündigt, will nun ein »modernes Tarifwerk«. Was das allerdings konkret beinhalten soll, verrät er nur scheibchenweise.

Für den Verhandlungsführer der dju Frank Werneke ist der Verlegerverband »eine tarifpolitische Trümmertruppe«. Er sei heillos zerstritten und habe kein gemeinsames Konzept für diese Tarifrunde, sagte der Vize-Vorsitzende von ver.di bereits am Montag vor mehr als 300 Redakteuren und freien Journalisten aus Baden-Württemberg und aus Frankfurt am Main. Sie waren dem Aufruf ihrer Gewerkschaften gefolgt und hatten an diesem Tag ihre Redaktionen bestreikt. Am Dienstag folgten Protestaktionen in Westfalen sowie bei der Ostsee-Zeitung in Rostock.

Wie in der Tarifauseinandersetzung vor zwei Jahren geht die Protestbewegung der Redakteure gegen die Verlegervorstellungen auch in diesem Jahr wieder von Baden-Württemberg aus. Die Streikenden forderten die Verleger auf, endlich konkrete Zahlen und Forderungen vorzulegen, damit die Verhandlungen voranschreiten können. Das ist nun nicht geschehen. »Von einer auf die Zukunft ausgerichteten Tarifpolitik erwarte ich, dass sie dem Reallohnverlust der Journalistinnen und Journalisten mit spürbaren Gehaltserhöhungen Rechnung trägt und Online- wie Printredakteuren angemessene Perspektiven in ihrer beruflichen Laufbahn eröffnet«, sagte Werneke am Mittwoch in Berlin. Die wiederholt vorgetragene Forderung des BDZV, Redakteure nach der Kaufkraft ihrer Regionen zu bezahlen - also im Süden mehr als im Norden -, lehnte Werneke erneut ab.

Das weitere Vorgehen wird nun die Tarifkommission diskutieren. Dabei dürfte es vor allem darum gehen, wie Redakteure auch außerhalb von Baden-Württemberg zum Streik oder zu anderen Protestaktionen bewegt werden können. Die Verhandlungen mit dem BDZV werden am 29. Oktober in Frankfurt/Main und am 11. November in Berlin fortgesetzt.

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