Bejarano: Polizeiaktionen gegen Flüchtlinge eine »Schande«

Vorsitzende des Auschwitzkomitees kritisiert Hamburger Behörden / Anwälte sprechen von rassistischen Übergriffen

  • Lesedauer: 2 Min.

Hamburg. Die Vorsitzende des Auschwitzkomitees, Esther Bejarano, hat die jüngsten Polizeiaktionen gegen Lampedusa-Flüchtlinge in Hamburg als »Schande für die Stadt« bezeichnet. Die Personenkontrollen von Afrikanern seien ebenso »unmenschlich und inakzeptabel« wie die gesamte europäische Asylpolitik, sagte die 88-jährige KZ-Überlebende Bejarano am Freitag in Hamburg. Gemeinsam mit dem Hamburger Schauspieler Rolf Becker (78) war sie Gast einer Pressekonferenz der Lampedusa-Flüchtlinge.

Sie könne nur »stark hoffen«, dass sich die Unterstützengruppen für die Flüchtlinge durchsetzen »und unsere afrikanischen Freunde in Hamburg angenommen werden und hier ein gutes Leben führen können«, fügte Bejarano hinzu. Sie ist vielfach ausgezeichnete Friedensaktivistin und Trägerin des Großen Bundesverdienstkreuzes. Bejarano überlebte die NS-Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück als Akkordeonspielerin in einem Mädchenorchester.

Unterstützt wurden die schweren Vorwürfe Bejaranos gegen Polizei und Ausländerbehörde von den Flüchtlingen und ihren Anwälten. Cornelia Ganten-Lange, Fachanwältin für Verwaltungsrecht, sprach von »rassistischen Übergriffen«. In einem Muster-Fall habe sie am Donnerstagabend Klage beim Hamburger Verwaltungsgericht eingereicht. Ihr Mandant sei »ohne Grund festgenommen« und über sieben Stunden eingesperrt worden.

Trotz italienischer Ausweispapiere mit Gültigkeitsstempeln bis Januar 2014 seien erkennungsdienstliche Behandlungen vorgenommen worden, sogar gegen ausdrücklichen Widerspruch. »Das ist eindeutig rechtswidrig«, sagte Ganten-Lange.

Sprecher der Flüchtlingsgruppe kritisierten die Haltung der Hamburger Behörden als »nicht der Demokratie angemessen«. Wiederholt seien Gesprächsangebote der Gruppe abgelehnt worden. »Sie fangen an, uns festzunehmen, obwohl wir gültige Papiere in den Händen haben«.

Bereits am Donnerstag hatten sich die Lampedusa-Flüchtlinge in einem Offenen Brief an Bürgermeister Olaf Scholz und Innensenator Michael Neumann (beide SPD) gewandt und das Gesprächsangebot der Gruppe erneuert. Vom Senat hieß es dazu, dass man nicht auf offene Briefe antworte. epd/nd

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