Ein sehr berechnender Vogel

Königspinguine können Jagderfolge voraussehen

  • Kai Althoetmar
  • Lesedauer: 2 Min.

Pinguine planen ihre Jagd nach Meeresfischen strategisch und variieren ihr Tauchverhalten, um ein Optimum an Beute zu machen. Die flugunfähigen Wasservögel schätzen vor Tauchgängen den Jagderfolg ab und passen Tauchgeschwindigkeit, Flossenschlag und Eintauchwinkel dem erwarteten Beutevorkommen an. Das fanden Forscher der Universität Straßburg und des Biologischen Forschungszentrums im westfranzösischen Chizé heraus.

Die Meeresbiologen hatten auf den französischen Crozetinseln, einem Archipel im südlichen Indischen Ozean, Königspinguine (Aptenodytes patagonicus) untersucht. Dazu wurden sechs Männchen mit Messgeräten ausgestattet, die Daten lieferten über Dauer und Tiefe der Tauchgänge, Frequenz des Flossenschlags, Tauchgeschwindigkeit und Eintauchwinkel der Wasservögel.

Wie die Auswertung von 7631 Tauchgängen ergab, veränderten die Pinguine Tempo, Tauchwinkel und Flossenschlag so, dass sie nach erfolgreicher Jagd exakt zu der Stelle zurückkehrten, an der sie abgetaucht waren. »Wenn die Pinguine an einem bevorzugten Flecken im Meer gut gefressen haben und an die Meeresoberfläche zurückgekehrt sind, versuchen sie offenbar diese Stelle wieder zu erreichen, bevor die Fische weitergezogen sind«, schreiben Nicolas Hanuise und Kollegen in ihrer Studie (Journal of Zoology, Band 290, S. 181). Auch verkürzten die Vögel bei Jagderfolg die Erholungsphasen an der Wasseroberfläche und erhöhten das Tauchtempo.

Die Wissenschaftler folgern, dass Königspinguine vor jedem Jagdgang gezielt Erwartungen entwickeln, meist auf der Basis vorheriger Tauchgänge. Vermuten Pinguine in der Tiefe viele Fische, legen sie beim Abtauchen in rund hundert Meter Tiefe mit dem Tempo zu, und zwar umso mehr, je tiefer sich die Fischschwärme aufhalten. Auch atmen sie beim Start tiefer ein, um länger jagen zu können. Doch taucht dabei ein Problem auf: Das Extra an Luft behindert die Tiere zunächst. Sie müssen dann mehr Energie aufwenden, um den Auftrieb zu überwinden und in die Tiefe vorzustoßen.

Anders verhielten sich die Königspinguine nach erfolglosen Tauchgängen. Sie drifteten beim Auftauchen vom Ausgangspunkt der Jagd ab. Statt steil in einem Winkel von 60 Grad aufzusteigen, orientierten sie sich kurz vor dem Auftauchen stärker seitlich. Damit bewältigten sie die für jeden Taucher kritische Phase der Dekompression. Die bei der Jagd erfolgreichen Pinguine meisterten die Dekompression auf andere Weise, fanden die Forscher heraus: Sie stiegen zwar steil auf, verlangsamten aber das Tempo merklich.

Mit der Studie gelang es Forschern erstmals zu zeigen, wie Pinguine ihre Futtersuche bei täglich bis zu 150 Tauchgängen optimieren und den Jagderfolg antizipieren.

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