Letzter großer Maschinenbauer aus der DDR ist pleite
Insolvenzantrag für SKL / Scharfe Kritik der IG Metall an EU-Entscheidung Magdeburg
Von Dieter H. Michel, dpa
Magdeburg. Der letzte große DDR-Maschinenbaubetrieb, die SKL in Magdeburg, ist pleite. Wie Prokurist Joachim Schulz der dpa am Montag bestätigte, musste die SKL Motoren- und Systemtechnik GmbH Insolvenzantrag stellen. Die EU-Kommission habe überraschend auf einem weiteren Hauptprüfverfahren bezüglich einer früheren Privatisierung bestanden. Damit sei die beabsichtigte Übernahme der SKL mit ihren 275 Beschäftigten durch die MTU Motoren- und Turbinenunion GmbH (Friedrichshafen) aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr möglich. «Der Insolvenzantrag wurde am Freitagnachmittag gestellt», sagte Schulz. Das Magdeburger Unternehmen hatte sich auf Schiffsdiesel mit einer Leistung von 500 bis 3000 PS sowie Aggregate zur Stromerzeugung spezialisiert. Zu DDR- Zeiten waren in dem «Schwermaschinenbaukombinat Karl Liebknecht» (SKL) mehr als 8800 Menschen beschäftigt. Nach der Wende wurde das Unternehmen an die Berliner Lintra-Gruppe verkauft, die Privatisierung scheiterte jedoch. Die EU überprüfte daraufhin Subventionszahlungen in Höhe von 54 Millionen Mark und machte Schulz zufolge zunächst keine Einwände geltend. Nunmehr sollen die Zahlungen erneut überprüft werden.
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Matthias Gabriel (SPD) reagierte enttäuscht. Durch das neuerliche Prüfverfahren sei eine Zeitverzögerung von bis zu eineinhalb Jahren zu erwarten. «Dadurch wird die unmittelbar vor dem Abschluss stehende Übernahme der SKL durch die MTU unmöglich», sagte er. Die Insolvenz für SKL sei somit unausweichlich. Gabriel weiter- «Die Landesregierung wird jedoch nichts unversucht lassen, um für den Standort SKL auch aus der Insolvenz heraus eine Perspektive zu schaffen.»
Scharfe Kritik an der EU-Kommission äußerte die IG Metall. «Die EU hat die SKL mit ihrer Forderung nach einem Hauptprüfverfahren in die Insolvenz getrieben und mehrere hundert Arbeitsplätze in Magdeburg vernichtet», sagte Claus Matecki, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Magdeburg. «Wir befürchten, dass nun weitere Arbeitsplätze auf Grund von Anschlussinsolvenzen von Zulieferern gefährdet sind.» Vom DaimlerChrysler Konzern, zu dem MTU gehört, verlangte er, aus der Insolvenz heraus eine tragfähige Lösung mit allen Beteiligten zu finden.
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