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Wiege der Forellen

Em ehemaliger Fischzuchtbetrieb orientiert sich neu Von Jochen Fischer, Arnsfeld

  • Lesedauer: 2 Min.

Fast jede zweiten Forelle, die noch vor einem Jahrzehnt zwischen Kap Ar kona und Fichtelberg verspeist wur de, stammt aus dem erzgebirgischen Arnsfeld. Die Fischschwärme, die von Arnsfeld aus ihren Kurs in die Netzkäfiganlagen vor Dranske auf Rügen, in der Müritz oder entlang der Oder in der Nähe von Eisenhüttenstadt antraten, zählte Uwe Reuter, Geschäftsführer der Forellenzucht «Erzgebirge», nach Millionen. Die Satzfische, die aus den Bergen hinab ins flache Land stiegen, kamen aus kristallklarem und sauerstoffreichem Wasser, das das Unternehmen aus den alten Silberbergwerksstollen schöpfte.

Um 100 Tonnen Forellen mästen zu können, benötigt man rund 300 000 Satzfische, erklärt uns der Fachmann. Das sei etwa die Größenordnung, mit der die Fir ma heute das Umland von Annaberg- Buchholz versorgt. Hinzu kommen etwa 50 Gaststätten, die ihren frischen Fisch heute aus den Arnsfelder Forellenbächen beziehen. Die Belieferung der anderen Betriebe in den neuen Bundesländern mit Satzfisch fiel ins Wasser. Bei der folgenden Umstrukturierung des Betriebs blieben von einst 24 Leuten, die in der Forellenzucht beschäftigt waren, ganze zwei übrig. «Schmerzlich, aber nicht anders möglich», erinnert sich Uwe Reuter.

Trotzdem blieb der geschäftstüchtige Mann nicht untätig, weil Umstrukturierung für ihn nicht heißen konnte, die einstigen Mitstreiter in die Arbeitslosigkeit zu rationalisieren. Kurzerhand wurden die Arnsfelder Forellenbäche mit Hilfe eines finanzkräftigen Partners zu einer Verar beitungs- und Abpackungsanlage umfunktioniert. Heute werden hier täglich zehn Tonnen Lachs für den deutschen Lebensmittelhandel abgepackt. Aber nicht nur geräucherten Lachs kann man heute in Arnsfeld kaufen. Auch andere Spezialitäten, von der Muschel über Schnecken bis hin zu den Garnelen, sind in der modernen Verkaufsstelle des Unternehmens zu haben. «Es kommt darauf an», so Uwe Reuter, «dass man seine Erzeugnisse so gut wie möglich veredelt. Nur dann macht sich unser Gewerbe auch bezahlt».

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