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  • Politik
  • Am Sonntag begeht Opernsänger Herbert Rössler seinen 75. Geburtstag

Sarastro und Alaskawolf-Joe

  • Lucie Walter
  • Lesedauer: 2 Min.

Er ist gelernter Autoschlosser. Und Herbert Rössler, 40 Jahre lang Mitglied des Sängerensembles der Komischen Oper Berlin, hat nie den Kontakt zu anderer Art praktischer Arbeit verloren. Als in Berlin-Karow, wo er wohnt, ein Kulturhaus gebaut wurde, griff er zu Hacke und Schaufel, um mitzuhelfen, das Fundament auszuheben. Zu Kupfer-Kumpeln des Mansfeld-Kombinats vom Thomas-Müntzer Schacht in Sangerhausen stellte er Mitte der siebziger Jahre freundschaftliche Beziehungen her, als etwas ganz Selbstverständliches, über damalige offizielle Üblichkeiten hinaus. War mit den Kumpeln unter Tage und sang oben in ihrem Kulturhaus für sie. Holte andere Künstler an den Bergwerksort, so wie er sie auch nach Karow lockte. Er selbst sang im Kulturhaus Karow, spät erst den Liedgesang für sich entdeckend, Schuberts »Winterreise«.

Ansonsten war er der Oper verschworen. Vor 55 Jahren kam er, der neben seiner Lehre privat Gesangsunterricht genommen hatte, mutig ins Dresdner Rathaus und verkündete selbstbewusst: »Ich will Sänger werden!« Die Sachbearbeiterin meinte, Autoschlosser sei wichtiger. Rössler drang bis zum Oberbürgermeister vor, der hatte Verständnis - und die damalige Dresdner Volksoper hatte einen Chorbass mehr, der dort 1948 als Eremit in Webers »Freischütz« ins Solofach wechselte. Das wurde 1951 auch seine Debütrolle bei Felsenstein an der Komischen Oper. Bühnenbildner Caspar Neher -hatte den Sänger empfohlen.

Bald war Rössler der Sarastro in der berühmen »Zauberflöte«-Inszenierung des Hauses, Wilderer im »Schlauen Füchslein«, Daland im »Fliegenden Holländer«, abwechselnd Masetto und Komtur in »Don Giovanni«, Theseus im »Sommer nachtstraum«, Poseidon in der »Heimkehr des Odysseus«, Doktor Bartolo in der »Hochzeit des Figaro«, Athlet in »Lulu«.

Besonders haftet in der Erinnerung der 1,95-Meter-Mann in Frauenkleidern - als grotesk mörderische Köchin mit Riesenkelle in Prokofjews »Liebe zu den drei Orangen«. Und Felsenstein machte ihn auch zum Musical-Darsteller- als Dorfgendarm im »Fiedler auf dem Dach«. Als es am eigenen Hause stiller um ihn wurde, holte das Landestheater Dessau Rössler für die Riege der harten Männer im Goldgräbermilieu in Weill/Brechts »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« als Alaskawolf-Joe. Und der Kammersänger war sich auch nicht zu schade, in der Halleschen TV-Sendung »Im Krug zum grünen Kranze« aufzutreten - zusammen mit Schlagersängern.

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