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Buddeln statt Raspeln

Bamberg war einst das älteste Anbaugebiet für Süßholz in Deutschland - jetzt soll diese Tradition wieder aufleben

  • Lesedauer: 2 Min.
Süßholz als Bamberger Souvenirpflanze? Auf alle Fälle war das Bamberger Land seit dem Mittelalter bekannt für seinen Süßholzanbau. Seit drei Jahren wird die Pflanze wieder angebaut.

Bamberg. Es sieht zunächst aus wie Gestrüpp, das die freiwilligen Helfer und Gärtner aus der Erde ziehen - es ist aber eine wertvolle Pflanze: Im fränkischen Bamberg ist dieser Tage erstmals seit rund sechs Jahrzehnten wieder Süßholz geerntet worden. Die Wurzeln der Pflanze sollen als Souvenir für Touristen verkauft, zu Tee oder zu Lakritze weiterverarbeitet werden. Der Tee soll gegen Heiserkeit, Husten und Magenschmerzen helfen. Nach Angaben der Bamberger Süßholz-Gesellschaft wird in Deutschland nirgendwo mehr in großem Stil Süßholz angebaut.

Das Bamberger Land war seit dem Mittelalter bekannt für seinen Süßholzanbau und galt als ältestes Anbaugebiet in Deutschland. Die Bamberger Gärtner und Bauern exportierten die Pflanze bis nach Ungarn oder in die Niederlande. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber war der Anbau nicht mehr rentabel. »Der Aufwand war extrem hoch«, sagte Markus Schäfer von der Süßholz-Gesellschaft. Importe aus asiatischen Ländern oder etwa aus dem Iran seien deutlich günstiger. Vor drei Jahren allerdings wurde wieder Süßholz in Bamberg gepflanzt. Der Grund: Brachliegende Gartenflächen im Stadtgebiet sollten wiederbelebt werden, der Süßholzanbau gehört zum Modellprojekt »Urbaner Gartenbau«. Denn auch die historische Gärtnerstadt mit ihren Grünflächen inmitten der Stadt ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Nun war für eines der drei Versuchsfelder Erntezeit. Man muss dabei tief in der Erde buddeln, Gärtner und freiwillige Helfer zogen die Wurzeln aus dem sandigen Boden des ehemaligen Landesgartenschau-Geländes. Die Süßholz-Gesellschaft befindet sich in der Experimentierphase. »Das Wissen über den Anbau ist im Lauf der Jahre verloren gegangen«, sagte Gärtnerin Gertrud Leumer. Beispiele: Wie muss gedüngt werden? Ist eine Ernte schon nach drei Jahren sinnvoll oder besser erst nach vier? Sollten die Wurzeln komplett ausgegraben werden oder sollte die Hauptwurzel im Boden bleiben? »Wir haben viel recherchiert«, sagte Schäfer, auch Wissenschaftler und Gärtner seien gefragt worden.

Schäfer und seine Mitstreiter hoffen, dass sich der Süßholzanbau mittelfristig in Bamberg wieder selbst tragen kann und dass auch die örtlichen Gärtnereien wieder in größerem Stil einsteigen. Die Vermarktung als Touristen-Souvenir könne ein vielversprechender Geschäftszweig sein, sagte Schäfer. »Kleine Wurzelstücke, schön verpackt - das könnte funktionieren.« Das hat auch schon die Geschichte gezeigt: Zu Kränzen geflochtene Süßholzwurzeln sollen die Bamberger Fürstbischöfe gerne verschenkt haben. dpa/nd

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