Bayerische Spezialitäten

Jürgen Amendt über das Verhältnis der CSU zur Hauptschule

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

Für die CSU ist es eine ausgemachte Sache: Am dreigliedrigen Schulsystem wird niemals nicht gerüttelt werden. Basta! Die Hauptschule, von vielen Bildungsforschern, ja, selbst von der Wirtschaft zum Auslaufmodell erklärt, ist im Freistaat nach wie vor die zentrale Säule des Schulsystems. Während in anderen Bundesländern die Zahl der Hauptschüler sinkt und der Schultyp am Verschwinden ist, besucht in Bayern nach wie vor die Mehrheit der Schüler die Hauptschule.

Die CSU hat dabei auf den ersten Blick gute Argumente auf ihrer Seite: Viele Hauptschulabgänger finden in Bayern problemlos eine Lehrstelle und die Mehrheit der Bevölkerung stellt den Bestand der Hauptschule eh nicht in Frage. Warum also etwas ändern, was gut, bewährt und akzeptiert ist?

Auf der anderen Seite besteht Deutschland nicht nur aus Bayern - auch wenn man angesichts des Auftretens der CSU bei den derzeitigen Koalitionsverhandlungen diesen Eindruck gewinnen könnte. Die relative Stabilität im Bildungsbereich verdankt Bayern auch den anderen Bundesländern. Ohne die relativ hohen Studentenquoten etwa in Nordrhein-Westfalen müssten Unternehmen in Bayern längst noch lauter als sie es eh schon tun über den Akademikermangel klagen. Bayern hat aber deshalb zu wenig Akademiker, weil es zu wenig Schüler zum Abitur führt, und dies wiederum wird von einem selektiven Schulsystem verursacht, das für die Mehrheit der jungen Bayern die Hauptschule zur Endstation erklärt.

Das gängige Argument gegen das längere gemeinsame Lernen aller Schüler ist - nicht nur in Bayern - dieses: Die Gesellschaft braucht nicht nur Ingenieure und Germanisten, sondern auch Maurer und Bäcker. Das stimmt wohl, taugt aber nicht als Argument gegen die Abschaffung der Hauptschule. Den Hauptschulabschluss wird es auch an der inklusiven Schule geben. Das Ende der Hauptschule bedeutet nicht das Ende des Hauptschülers.

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