Keine Schlacht um Julia

Klaus Joachim Herrmann zur Absage der Ukraine an die EU

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Ukraine weicht der Entscheidung entweder für die Europäische Union im Westen oder für Russland im Osten aus. Beide machten Druck und Kiew verweist bei seiner Absage an eine Assoziierung mit der EU sogar auf die »nationale Sicherheit«. Das ist nicht gar so weit hergeholt, wie es scheinen mag. Das Land geriet gefährlich zwischen nur anscheinend überwundene alte Blöcke.

Denn natürlich mochte der Kreml dem strategischen Partner aus der einstigen Sowjetunion bei einer Abwanderung in den Westen nicht tatenlos zusehen. Das hat er deutlich gemacht – zuletzt sicher nachdrücklich in Vier-Augen-Gesprächen von Präsident Putin mit Präsident Janukowitsch. Da sie bei einem Für oder Wider zwar durchaus etwas gewinnen, zugleich aber sehr viel mehr schmerzhaft verlieren würde, versucht die Ukraine nun einen dritten Weg. Der führte vielleicht wirklich am besten erst einmal zu größerer Besonnenheit und einer Dreierkommission mit Russland und der EU.

Um die gefallene Regierungschefin Julia Timoschenko selbst ging es trotz allen Lärms jedenfalls längst nicht mehr. Was immer sie tat oder unterließ, der Streit um Haft oder Hafturlaub diente nur der Verdeutlichung unversöhnlicher Standpunkte zur Strategie. So deutete Kiew Forderungen nach Freilassung gern als Nötigung zu Demutsgesten vor der EU. Vielleicht gibt es in jeder Beziehung bald kluge Lösungen ohne johlende Gewinner und wütende Verlierer.

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