Ein Autor, der bleibt

Peter Kurzeck tot

  • Lesedauer: 2 Min.

Als Chronist des 20. Jahrhunderts wollte der Schriftsteller Peter Kurzeck noch vieles festhalten - nun ist er mit 70 Jahren gestorben. Der in Böhmen geborene Autor, der sein Leben größtenteils in Hessen verbracht hat, starb am Montag an den Folgen mehrerer Schlaganfälle, wie sein Verleger Karl Dietrich Wolff in der Nacht zum Dienstag in Frankfurt mitteilte.

Kurzecks Bücher wurden nie Bestseller, waren bei Kritikern aber hoch angesehen. Man stellte ihn in eine Reihe mit Marcel Proust und James Joyce. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Alfred-Döblin-Preis (1991), dem Preis der Literaturhäuser (2004) oder dem Grimmelshausen-Literaturpreis (2011). Zuletzt arbeitete Kurzeck an seinem Projekt »Das alte Jahrhundert«, das auf zwölf Bände angelegt war. Der fünfte Band »Vorabend« erschien 2011.

Kurzeck wurde 1943 in Tachau geboren, 1946 kam er als Flüchtlingskind mit Mutter und Schwester nach Staufenberg bei Gießen. Mit 14 begann er eine kaufmännische Lehre, später arbeitete er für die US-Armee. Er reiste durch Europa und ließ sich 1977 in Frankfurt nieder, wo er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt, um schreiben zu können. Viele Jahre war er Alkoholiker. Erst Ende der 80er Jahre konnte er von seinen Büchern leben. Einige Zeit im Jahr verbrachte er von da an in Südfrankreich.

Seine Bücher sind eng mit seinem Leben verbunden. Sein erster Roman »Der Nußbaum gegenüber vom Laden, in dem du dein Brot kaufst« erschien 1979. In seinen Büchern schilderte Kurzeck den Alltag einfacher Menschen in der hessischen Provinz und die Nachkriegszeit. Er protokollierte seine Streifzüge durch Frankfurt und persönliche Erfahrungen wie die Trennung von Frau und Tochter.

Seine eigenwilligen Texte sind ein nie versiegender Monolog, stets ohne wörtliche Rede und meist ohne Handlung. Manchmal verzichtete er ganz auf die Niederschrift wie in dem 2007 erschienenen Hörbuch »Ein Sommer, der bleibt«. Kurzeck las dabei nicht aus einem seiner Bücher, sondern sprach fünf Stunden lang frei ins Mikrofon. dpa

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