Petition für Abschaffung der Hartz-IV-Sanktionen
Hannemann: Sanktionen eine Bedrohung der »Existenz und gesellschaftlichen Teilhabe«
Berlin. Inge Hannemann lässt nicht locker. Die bekannte Hartz-IV-Kritikerin, die bis zu ihrer Suspendierung selbst in einem Hamburger Jobcenter tätig war, hat eine Petition zur Aufhebung der bestehenden Sanktionspraxis gestartet. Die Petition, die seit dem 23. November auf dem Onlineportal des Petitionsausschusses des deutschen Bundestages zugänglich ist, hat bis zum Freitag über 18 000 Unterschriften erhalten. Am 18. Dezember endet die Frist zur Mitzeichnung. Bis dahin müssen 50 000 Unterschriften vorliegen, damit sich der Petitionsausschuss des Bundestages damit befassen muss. Dabei werden nicht nur im Internet, sondern auch auf der Straße Unterschriften gesammelt, wie am Freitag vor dem Jobcenter Berlin-Mitte von Linksparteichefin Katja Kipping.
Für Inge Hannemann sind die Sanktionen eine Bedrohung der »Existenz und gesellschaftlichen Teilhabe« der Betroffenen. Damit sei »ein Angstsystem entwickelt worden, welches die Menschen in eine Abhängigkeit von den Jobcentern führt.« Viele Betroffene nähmen eher Nachteile in Kauf, »anstatt ihre Rechte einzuklagen«.
Leistungskürzungen gegen Arbeitslose sind ein beliebtes Mittel der Jobcenter, um Betroffene gefügig zu machen, Jobs im Niedriglohnsektor anzunehmen. Jedes Jahr fallen Zehntausende Entscheidungen der Jobcenter aber auch vor den Gerichten durch. Dennoch denkt die Bundesagentur überhaupt nicht daran, diese Sanktionspraxis einzuschränken, sondern will sie noch verschärfen, was übrigens schon Eingang in den Koalitionsvertrag von SPD und Unionsparteien gefunden hat. Inzwischen werden schon Minderjährige mit Sanktionen bedroht. Kürzlich wurde ein Fall aus Nienburg bekannt, wo das Jobcenter von einem 15-Jährigen aus einer Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft verlangte, sich wegen seines Wunsches zu rechtfertigen, weiter zur Schule gehen zu wollen. Aus Sicht des Jobcenters, war der Jugendliche alt genug, um dem Arbeitsmarkt zu Verfügung zu stehen. nd/Krüger
Die Petition im Internet: http://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/_2013/_10/_23/Petition_46483.nc.html
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.