Klitschkos unsauberer Fight
Roland Etzel zu den Demonstrationen in Kiew
Kommt Janukowitsch nur noch um den Preis der Aufgabe aus der Ringecke? Sein Gegner Klitschko möchte diesen Eindruck wohl erwecken. Der Boxer und Oppositionspolitiker fordert jetzt nicht weniger als den »vollständigen Regierungswechsel«, denn die »ganze Ukraine« sei aufgestanden.
Klitschko weiß, dass das nicht stimmt. Zwar ist das Land in zwei Lager gespalten, aber nicht zu gleichen Teilen, und er repräsentierte bislang die Minderheit. Was die Schlägerorgie der Kiewer Polizei angeht, so überstieg sie gewiss das Ausmaß dessen, was sich gelegentlich zwischen Abgeordneten im Kiewer Parlament abspielt, aber alle Wahlergebnisse sind damit nicht hinfällig. Vor allen aber: Klitschko drischt auf Janukowitsch, aber er fightet dabei wohl unsauberer als je in seiner Sportlerlaufbahn. Er verurteilt Janukowitsch, ohne auch nur anzudeuten, zu welchem Weg er aus der ukrainischen Zwickmühle zwischen Brüssel und Moskau ein Klitschko geraten hätte.
Tatsächlich trug, was die EU Janukowitsch als EU-Assoziierung angeboten hatte, mehr den Charakter eines Ultimatums als den einer Einladung, gespickt mit das Land weiter polarisierender antirussischer Attitüde. Die Zeit der »eingeschränkten Souveränität« sei in Europa vorüber, polterte Kommissionspräsident Barroso, an die Adresse Russlands gerichtet. Es wäre interessant zu wissen, wie dies Wort in Griechenland aufgenommen wurde.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.