Das Grauen nach dem Klobesuch

Am Rande jedes spannenden Gespräches lauert ein Grauen namens Randsportart

Vergangene Woche traf ich mit zwei Kollegen zusammen, zwei sehr nette Kollegen, wie ich nicht müde werde zu betonen. Und wie es nun mal so ist unter vernünftigen Menschen kreiste das Gespräch nach wenigen Sekunden um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens: Die Syrien-Krise, Beziehungsprobleme und Fragen der Kabinettsbildung standen auf dem Programm. Glauben Sie nicht? Es ging in Wirklichkeit auch eher um den Karlsruher SC, den IQ von Uwe Seeler und die Frage, ob die Spielvereinigung Unterhaching einen winterlichen Stadionbesuch wert sei oder nicht.

Irgendwann – man sollte eben nie während eines interessanten Gesprächs aufs Klo müssen – nahm das Gespräch aber eine unangenehme Wendung. Und zwar offenbar genau in dem Moment, als ich den Blasen-Kontinenten zum Zwecke der Erleichterung den Rücken zuwandte. Prompt verließen die beiden Schlingel das wohlriechende, gut gepflegte Terrain des Fußballs und wandten sich den sumpfigen Mooren der Randsportarten zu. Ich glaube, es ging um Football. Oder war es doch Baseball? Jedenfalls eine dieser Idiotenvergnügungen, bei denen der amerikanische white trash kiloweise Popcorn und Cola in sich reinschüttet, Pläne für den nächsten Amoklauf schmiedet und vier todlangweilige Stunden später nach Hause fährt, um die Kinder zu verprügeln.

Nein, es war »Football«, das sagte mir der strafende Blick des geschätzten Kollegen R, als ich nachfragte, ob man über »American Football« parliere. Für Connaisseurs, ich gebe es zu, ist diese Rückfrage wahrscheinlich genau so dämlich, wie wenn man in eine hochkompetente Unterhaltung über die taktische Aufstellung der SG Wattenscheid 09 mit der Frage hineinplatzt, ob man denn nun über den Fußball rede, der mit 22 Spielern und einem Ball gespielt werde.

Nun, es wird Zeit für ein Geständnis: Mir ist Football genau so wumpe wie die Formel Eins, auch Tennis, Basketball und Handball sind mir so einerlei, dass ich bei der nächstbesten Menschenrechtsorganisation anrufen würde, wen man mich zwänge, auch nur eine Minute von diesem Langweiler-Kram im Fernsehen anschauen zu müssen. Ob die Krefelder Pinguine Minigolf spielen, die Eisbären insolvent sind oder sich Sebastian Vettel einen Drehwurm gefahren hat (seine Interviews deuten genau daraufhin) ist mir gleichgültiger als das Schicksal eines Wassertropfens im Ozean.

Ich bleibe dabei: Es gibt Fußball und Randsportarten. Letztere sind alle, die nicht mit 22 Leuten, einem Ball und zwei Toren gespielt werden, die 7 Meter 32 auf 2 Meter 44 messen. Sonst noch Fragen? Ich geh´ dann mal auf Klo....

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