In den Himmel kommt er nicht

Velten Schäfer über die Gottvergessenheit des Pastor-Präsidenten

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Den Armen, so Jesus in der Bergpredigt, gehört das Himmelreich. Das hieß zwar nie, dass darben müsse, wer Gott gefallen wolle. Sehr wohl aber ist es Christus' Lehre, dass der Höchste mit denen sei, die nicht zuerst den Vorteil suchen. Das existenzielle Nutzenmaximieren und der »Homo oeconomicus« widersprechen Jesu Menschenbild.

Gerade im Gebot dieses rationalen Eigenvorteilsmenschen besteht indes der Neoliberalismus, den der geweihte Bundespräsident nun hochjubelt. Es ist daher nicht nur nichts Kühnes an seinem Mut von oben. Sein Treten nach unten ist vielmehr im eigentlichsten Sinne Sünde: Entfernung von Gott und seinem Sohn. Nie war das so klar wie heute, wo im Kontrast zum Protestantenpastor der Jesuitenpapst den Ärmsten die Füße wäscht.

Es passe eher ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel, sagt Jesus anderweitig. Die darob erschrockenen Jünger verweist er auf Gottes Gnade - wie er sie dem habgierigen Zollpächter Zachäus gewährt, mit dem sonst niemand am Tisch sitzen will.

Der allerdings verschenkt sogleich die Hälfte seines Besitzes an die Armen. Schon in Gott lauert also die unselige Umverteilung, die dieses Land piesackt und bremst - um so heroischer ist da ein Präsident, der uns vor biblischem Schlendrian bewahrt. Nur in den Himmel kommt er nicht.

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