Strick aus Vorbedingungen
Tom Strohschneider über die Haltung der SPD gegenüber der LINKEN
In ein paar Tagen soll Ralf Stegner SPD-Vize werden. Als Sozialdemokrat, der zur Parteilinken gerechnet wird, sind ihm gewisse Erwartungen entgegengebracht worden, was das Verhältnis seiner Partei zur LINKEN anbelangt. Auch er bemüht sich redlich, diese zu enttäuschen.
Das geht schon bei der sozialdemokratischen Hybris los, sich im Westen für die einzig akzeptable linke Kraft in den Landtagen zu halten. Einmal abgesehen davon, dass Parteien links der Sozialdemokratie zur europäischen Normalität gehören – es gibt ja einen Grund dafür: die SPD selbst. Auch im Westen hat sie den von Stegner hochgehaltenen Anspruch, »Gerechtigkeitspartei« zu sein, nicht nur einmal verfehlt. Mehr noch nervt die oft bei Sozialdemokraten durchschimmernde Haltung, die Linkspartei sei eine Art schwer erziehbares Problemkind, das erst zur Besinnung kommen müsse, bevor man es überhaupt ernst nimmt. Sich so zu verhalten wird nicht dadurch besser, dass es wiederum in der LINKEN jene gibt, welche die Sozialdemokratie gern zum Grundbösen verklären.
Was Stegner und andere lernen müssen: Ein Strick aus Vorbedingungen macht nimmer einen funktionierenden »Gesprächsfaden«. Der lässt sich nur knüpfen, wenn akzeptiert wird, dass andere vielleicht sogar die besseren Antworten auf drängende Probleme haben.
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