Neue Machthaber in Kiew verteilen die Beute
Zwei der reichsten Ukrainer zu Gouverneuren ernannt
Wenn der Protest auf dem Kiewer Maidan nicht zuletzt ein Aufstand gegen die Oligarchen und »alten Eliten« war, muss er wohl als gescheitert gelten. Das verdeutlicht auch die Liste der neuen Gebietsgouverneure, die von Übergangspräsident Igor Turtschinow ernannt wurden. Wie das ukrainische Online-Journal »Westi« berichtet, soll ihm seine Parteichefin Julia Turtschinow dabei die Hand geführt haben. »Julia leitet den ganzen Prozess«, zitierte »Westi« einen anonymen Vertreter der »Vaterlandspartei« Timoschenkos, der auch Übergangspremier Arseni Jazenjuk angehört.
Bis Dienstag waren für 21 der 24 Gebiete neue Verwaltungschefs bestellt. Wie schon bei der Besetzung des Kabinetts gingen die meisten Posten – bisher zehn – an Vertreter der Timoschenko-Partei. Sechs Gebiete, vor allem in der Westukraine, wurden der rechtsnationalistischen »Swoboda« zugeteilt. Da die Partei ihr Einflussgebiet ausdehnen will, wurde ihr auch das Gebiet Poltawa südöstlich von Kiew überlassen.
Die Klitschko-Partei UDAR blieb wie bei der Regierungsbildung unberücksichtigt. »Wo weder wir noch ›Swoboda‹ die Kontrolle ausüben, da stellt Julia Vertreter der örtlichen Elite hin und hofft, dass sie zu ›eigenen Leuten‹ werden«, zitiert »Westi« seine Quelle bei »Vaterland«. Das Gebiet Dnepropetrowsk soll beispielsweise der Oligarch Igor Kolomoisky verwalten, der als zweit- oder drittreichster Mann der Ukraine gilt. Sein Vermögen wird auf 3 Milliarden Dollar geschätzt. Ein anderer Stahlmagnat, Sergej Taruta, wurde zum Gouverneur im Gebiet Donezk ernannt.
Kommentar eines »Westi«-Lesers: »Und dafür waren wir auf dem Maidan?...«
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.