Darfur: 40 000 neue Flüchtlinge

UNO-Mission in der sudanesischen Region weiter erfolglos

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Darfur-Konflikt steht im Schatten neuer, spektakulärer Krisen. Doch das Sterben und Flüchten in diesem Gebiet geht weiter.

Khartum. In der sudanesischen Krisenregion Darfur haben Milizen mit Plünderungen und Brandstiftungen fast 40 000 Menschen in die Flucht getrieben. In den Flüchtlingslagern Kalma und Al-Salam nahe der süd-darfurischen Hauptstadt Nyala seien fast 20 000 neue Flüchtlinge angekommen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) diese Woche mit. Zuvor hatte bereits das Welternährungsprogramm die Ankunft von 20 000 Vertriebenen im Dorf Sanya Deleiba 35 Kilometer von Nyala entfernt gemeldet.

Besonders besorgniserregend sei die Gewalt im Bundesstaat Süd-Darfur, erklärte die Mission der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union in Darfur (UNAMID). Ganze Dörfer seien verwüstet worden. UNAMID wirft der sudanesischen Regierung vor, ihren Blauhelmen den Zugang zu der Krisenregion zu verwehren. Laut örtlichen Quellen steckt vor allem die Miliz »Rasche Unterstützungskräfte« hinter der Gewalt. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur SUNA hatten deren Kämpfer zunächst die Sicherheitskräfte gegen Rebellen in Kordofan unterstützt. Später seien sie aber verjagt worden, weil sie Panik und Chaos verbreitet hätten. In Darfur gibt es außerdem seit längerer Zeit Stammeskonflikte und einen Anstieg der Kriminalität.

Zehn Jahre nach dem Höhepunkt des Darfur-Konfliktes gibt es nach UN-Angaben noch immer fast zwei Millionen Binnenflüchtlinge in der Krisenregion. Eskaliert war der Konflikt 2003, als eine lang anhaltende Dürre und die Furcht wegen schwindendem Weideland die Situation verschärfte. Kämpfe brachen aus: Die Rebellen der SLM/A und die JEM rebellierten gegen die Zentralregierung. Den Machthabern in Khartum warfen sie Ausgrenzung und Benachteiligung afrikanischer Stämme zugunsten der muslimisch-arabischen Bevölkerung vor. Die sudanesische Zentralregierung schickte Militär nach Darfur und bekam Unterstützung von der arabischstämmigen Reitermiliz Dschandschawid. Die Miliz überzog daraufhin mit Billigung der Regierung das Land mit Gewalt. Beobachtern zufolge hat Khartum seit Langem die Kontrolle über diese Truppen verloren.

Während es 2003 hauptsächlich Konfrontationen zwischen Rebellen und Regierungstruppen waren, hat sich die Lage inzwischen kompliziert: Ehemalige Alliierte bekämpfen sich nun auch gegenseitig.

UNAMID hat bislang vergeblich versucht, die Rebellen zu überzeugen, ihre Waffen abzugeben. Die Einsatzstärke der Mission umfasst rund 15 000 Soldaten. Hinzu kommen über 300 Militärbeobachter und etwa 4500 Polizisten sowie an die 4000 zivile Mitarbeiter. Darfur grenzt an Libyen, Tschad, die Zentralafrikanische Republik und an Südsudan. Agenturen/nd

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