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Otto macht ernst
Cornelia Otto ist bei den Piraten ausgetreten und arbeitet jetzt für Klaus Ernst (LINKE)
Erneut kehrt eine prominente Piratin ihrer Partei den Rücken zu. Cornelia Otto erklärte auf ihrem Blog, dass sie angesichts des Skandals um das »Bombergate« und der »ebenfalls notorischen Anfeindungen unser Verantwortungsträger*innen« sowie »gebrochener Wahlversprechen« nur einen Weg sehe: »Ich werde die Partei daher schweren Herzens verlassen«, so die 38-Jährige, die zur Bundestagswahl 2013 noch Spitzenkandidatin der Piraten in Berlin war.
Wie (abgrund)tief der innerparteiliche Umgang miteinander bei den ehemaligen Politneulingen inzwischen gesunken ist, die einmal alles so anders machen wollten als die Etablierten, zeigt eine Nachricht Christopher Lauers auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zum Austritt Ottos: »Cornelia Otto war stets bemüht, den Anforderungen des Politikbetriebs gerecht zu werden. Sie verlässt die Piratenpartei auf eigenen Wunsch«, schreibt der bekannte Pirat und jüngst gewählte neue Berliner Landesvorsitzende. Eine schlechtere indirekte Benotung kann man sich kaum vorstellen. Ätzender geht es nicht.
Otto, die sich selbst als typischen Nerd beschreibt, hat zwar nun erst einmal von Parteiarbeit gestrichen die Nase voll, aber nicht von Politik. Die durch die Finanzkrise und die Überwachung im Internet politisierte ehemalige IT-Unternehmerin arbeitet seit neuestem als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim LINKE-Bundestagsabgeordneten Klaus Ernst. »Das war eine Entscheidung für das Thema Arbeit und Soziales, aber auch eine für die politische Arbeit von Klaus Ernst, die ich sehr schätze«, erklärte Otto im »Tagesspiegel«. Da ihr Sozialpolitik »eine Herzensangelegenheit« sei, passe das insofern gut, so die Ex-Piratin.
Kennengelernt hatten sich Otto und Ernst 2013 noch als Kontrahenten in der Sendung »Absolute Mehrheit« von Stefan Raab. Mitglied der LINKEN will Otto trotz der politischen Affinität zunächst nicht werden - aber wer weiß, wie viele Piraten ihr in den kommenden Monaten in diese Richtung politisch folgen werden.
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