Rentensparen für »55 plus«

Basisrente

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.
Nur 1,7 Millionen Verträge stehen in den Büchern der Assekuranz. Dabei war diese spezielle Form der Altersvorsorge vor Jahren von der rot-grünen Regierung eingeführt worden.

Ein Zuwachs von fast 170 000 Basisrenten-Policen - diese Zahl kann der Broschüre »Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2013« entnommen werden. Sie wird vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (www. gdv.de) herausgegeben. Ein Aufwärtstrend - und tatsächlich kann sich das Sparen in einer Basisrente für Selbstständige oder für ältere »Semester« durchaus lohnen.

Ursprünglich wollte der Gesetzgeber mit der dann 2005 eingeführten privaten Leibrente die Eigeninitiative in der Altersvorsorge belohnen. Zur Privatisierung der gesetzlichen Rente gehörte damals unter Rot-Grün auch die Förderung durch staatliche Wohltaten dazu. Dies betrifft die betriebliche Altersvorsorge ebenso wie die Riester-Rente, und es gilt auch für den Sonderfall der Basisrente. Deren Spitzname »Rürup-Rente« geht auf den Wirtschaftswissenschaftler Bert Rürup (SPD) zurück.

Das Besondere der Basisrente

Versicherten können ihre Beiträge von der Einkommensteuer abziehen. Die Basisrente lohnt sich also vor allem für »Besserverdiener«, und sie lohnt sich für Selbstständige und Freiberufler. Deren Zahl nimmt bekanntlich in Deutschland rapide zu, vor allem in Form prekärer Arbeitsverhältnisse. Selbstständige und Freiberufler gelten denn auch als die eigentlichen Zielgruppen der speziellen Rürup-Förderung, die dadurch eine Alternative zu der schon vorher eingeführten Riester-Rente haben. Inzwischen kann die Basisrente die ihr zugedachte Sonderrolle einigermaßen ausfüllen: Dazu bedurfte es einiger Nachbesserungen, die durch handwerkliche Fehler der rot-grüne Koalition notwendig geworden waren.

Alternative zum Tagesgeld

Es gibt eine zweite Anwendung der Basisrente: Für Sparer, als Alternative zum Tagesgeld. Das meint Frank Nobis, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) im bayerischen Altenstadt. Aus seiner Sicht ist die Rürup-Rente im neunten Jahr nach ihrer Einführung noch nicht »im Vertrieb angekommen«. Zu Unrecht, wie er meint. Gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase stelle die Basisrente gerade bei der Zielgruppe 55 plus eine sehr interessante Alternative dar. Derzeit hätten Über-55-Jährige rund 2,5 Billionen Euro Geldvermögen als Tagesgeld oder Spareinlagen angelegt - zu Minizinsen. Eine deutlich höhere Rendite lasse sich in vielfach mit einer Rürup-Rente erzielen.

Versicherte können dabei von der Diskrepanz zwischen der steuerlichen Absetzbarkeit der Beiträge und der Besteuerung der Renten profitieren. »Aktuell lässt sich der Beitrag zur Basisrente zu 76 Prozent steuerlich absetzen, parallel hierzu wird die Rente zu 66 Prozent versteuert«, führt Nobis weiter aus.

Am Modellfall eines 58-jährigen Selbstständigen rechnet Nobis einen Unterschied von 44 341 Euro vor (Auszahlplan Tagesgeld: 67 484 Euro - Rürup-Rente: 111 825 Euro). Bei einer Rürup-Rente betrage in diesem Beispiel die Nettorendite nach Steuern 5,23 Prozent.

Die Zielgruppe 55 plus mit aktuell hohem Steuersatz sollte als Alternative zur aktuellen Geldvernichtung auf dem Tagesgeld die staatlichen Subventionen bei der Basisrente nutzen, wirbt Nobis. Für die Altersgruppe ab 55 Jahre stellten die Schwachpunkte bei der Basisrente keine »wirkliche Hürde« mehr dar. Schwachpunkte sind: Rente frühestens ab dem 62. Lebensjahr, keine Kapitalisierbarkeit, keine Übertragbarkeit, keine Beleihbarkeit, keine Vererbbarkeit, keine Veräußerbarkeit.

Wenngleich unser Experte einen Idealfall konstruiert, zeigt das Beispiel, dass die Basisrente als langfristige Altersvorsorge oder als kurz- bis mittelfristige Sparanlage durchaus interessant sein kann. Wer will schon dem Staat Steuern schenken?

Basisrenten im Test

Welche Basisrententarife am besten sind, hat das Institut für Vorsorge und Finanzplanung auch in diesem Jahr wieder untersucht. Dazu nahm man 129 Tarife klassischer und fondsgebundener Ausprägung von 65 Anbietern unter die Lupe. Für die Gesamtnote wurden Sicherheit und Rendite mit jeweils 35 Prozent gewichtet, Flexibilität mit 20 Prozent und Transparenz mit 10 Prozent. Die besten Noten erhielten zwei Tarife der Europa-Versicherungsgruppe (»Basisrente E-R1B - klassisch« und »Fonds Basisrente - fondsgebunden ohne Beitragsgarantie«) sowie der Allianz-Tarif »Invest Alpha-Balance - fondsgebunden mit Beitragsgarantie«.

Eine Übersicht der besten Tarife im Test mit allen Details kann unter www.vorsorge-finanzplanung.de als PDF-Dokument heruntergeladen werden. Einen Überblick verschafft auch der von der Stiftung Warentest herausgegebene Ratgeber »Altersvorsorge für Selbstständige« (224 S., 16,90 €), der ist im Buchhandel erhältlich ist.

Hermannus Pfeiffer

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