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Ein Vorbild
Alice Nkom wurde mit dem Amnesty-Menschenrechtspreis geehrt
Alice Nkom war die erste schwarze Frau, die man in Kamerun als Rechtanwältin zuließ. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Am Dienstag wurde sie in Berlin mit dem diesjährigen Menschenrechtspreis von Amnesty International Deutschland ausgezeichnet - für ihren beispielhaften Einsatz für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender. Und das nicht nur in ihrer Heimat, wo Angehörigen sexueller Minderheiten wie in 35 anderen afrikanischen Staaten schwere Haftstrafen drohen; in vier Ländern ist es im schlimmsten Fall sogar die Todesstrafe.
Alice Nkom, die vor elf Jahren die Organisation ADEFHO (Vereinigung für die Verteidigung der Rechte Homosexueller) gegründet hat, »engagiert sich mit Kraft, Klugheit und Sinn für Humor für Menschen, die anders lieben und leben wollen«, wie Amnesty die Ehrung begründete. ADEFHO biete medizinische Behandlung, psychologische Beratung, sexuelle Aufklärung, Mediation, Sicherheitstrainings und Rechtsberatung an. Seit 2006 verteidigt Alice Nkom, die in Toulouse (Frankreich) und Douala (Kamerun) Jura studiert hat, zudem Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Identität angeklagt werden. In Kamerun sei ein regelrechtes System aus Schwulen-Jägern entstanden, so die Anwältin, die sich bemüht, das schwulenfeindliche Strafgesetzbuch mit Hilfe des internationalen Rechts zu besiegen. »Dass ich mich heute als schwarze Frau frei äußern kann, dafür haben andere Menschen vor mir gekämpft«, sagt sie. »Das ist eine Schuld, die es abzutragen gilt.«
Für Alice Nkom ist die Kriminalisierung und Unterdrückung von Homosexuellen nichts anderes als eine neue Form der Apartheid. Dabei lässt sich die 69-Jährige in ihrem Kampf auch nicht von persönlichen Angriffen und Todesdrohungen einschüchtern, obwohl die Polizei auf ihre Anzeigen bislang nicht reagiert habe. Bodyguards begleiten sie ins Gericht. Ihr Kanzleipartner hat inzwischen aus Angst um seine Familie das Land verlassen. Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty würdigte Alice Nkom gestern in seiner Laudatio als »Vorbild für Menschrechtsverteidiger weltweit«.
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