Krim-Krise fördert Fracking
Schiefergas soll mehr Energieunabhängigkeit bringen / Hendricks weiter dagegen
Berlin. Der Ukraine-Konflikt hat eine Debatte um Energieunabhängigkeit entfacht - und den Streit über die Erdgasförderung durch das so genannte Fracking in Deutschland gleich mitbelebt. Politiker wie CSU-Vize Peter Ramsauer haben sich für die Option Schiefergas ausgesprochen - wegen möglicher Folgen der Sanktionen gegen Russland. Von dort stammt ein beträchtlicher Teil des importierten Erdgases; bisher freilich hielt Moskau selbst zu Zeiten des Kalten Kriegs seine Verträge ein. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel glaubt ohnehin nicht, dass Fracking helfen könnte, sich kurzfristig unabhängiger zu machen - hat sich aber mit dem Hinweis auf möglicherweise künftig weniger umweltschädliche Fracking-Verfahren ein Hintertürchen geöffnet. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, eine SPD-Parteifreundin von Gabriel, sagte am Montag: Sie lehne Fracking zur Förderung von Erdgas trotz der Spannungen mit Russland weiter ab, und zwar so lange, wie dafür »toxische Materialien« in den Boden eingebracht werden müssten, also Gifte. Hendricks hat den Koalitionsvertrag auf ihrer Seite, in dem es heißt, Fracking sei »eine Technologie mit erheblichem Risikopotenzial«, man wisse zu wenig über die Folgen für Trinkwasser und Gesundheit.
Dass jetzt eine Firmengruppe um den russischen Oligarchen Michail Fridman die RWE-Gasfördertochter Dea für rund 5,1 Milliarden Euro kaufte, wurde hierzulande gerade auch mit Blick auf die Fracking-Debatte aufmerksam verfolgt. Umweltgruppen und Experten warnen schon seit langem vor den Folgen von Fracking - nicht nur in Deutschland, wo die Methode seit den 1960er Jahren zur Anwendung kommt. Proteste gegen die Förderung von Schiefergas gibt es etwa auch in den USA - oder in Rumänien. Dort setzt die Regierung auf die umstrittene Methode. Und stößt auf den Widerstand von Anwohnern. tos
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.