Mozilla-Chef will nicht zurücktreten

Eich wegen Unterstützung von Gesetzentwurf gegen gleichgeschlechtliche Ehen weiter in der Kritik / Rarebit und OKCupid rufen zu Boykott des Browsers auf

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San Francisco. Der wegen seiner Position zu gleichgeschlechtlichen Ehen umstrittene Chef des Firefox-Entwicklers Mozilla will nicht zurücktreten. Überzeugungen wie diese sollten grundsätzlich keine Rolle spielen, argumentierte Brendan Eich in einem am späten Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Technologieblog »CNET«. Er sieht durch die Debatte Mozilla und Firefox bedroht. Die Mozilla Corporation entwickelt den populären Web-Browser Firefox und das neue Smartphone-System Firefox OS. Eich hatte einen Gesetzentwurf gegen gleichgeschlechtliche Ehen in Kalifornien finanziell unterstützt. Deswegen hatten ihn mehrere Mozilla-Mitarbeiter am Freitag über den Kurznachrichtendienst Twitter zum Rücktritt aufgefordert.

Eich hatte in einem Blog-Eintrag nach seiner Berufung die Gleichbehandlung von allen versprochen. Dennoch kündigte nach seiner Ernennung zum neuen Chef der Mozilla Corporation der Software-Entwickler Rarebit an, Mozilla zu boykottieren. Die Dating-Website OKCupid rief ihre Kunden auf, andere Browser zu nutzen. Mehrere Mozilla-Mitarbeiter riefen ihren Chef öffentlich zum Rücktritt auf.

Wirbel hatte es wegen der Personalie Eich ohnehin gegeben. Drei Mitglieder des Verwaltungsrates der Mozilla Corporation waren kurz vor Bekanntgabe der Personalie zurückgetreten, berichtete das »Wall Street Journal«. Darunter seien die beiden früheren Mozilla-Chefs John Lilly und Gary Kovacs. Sie hätten für einen Manager von außerhalb mit Erfahrung in der Mobilfunk-Branche plädiert, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Der Verwaltungsrat besteht nun aus Mitgründerin Mitchell Baker, »Spiegel Online«-Chefin Katharina Borchert und dem Mitgründer des Karriere-Netzwerks LinkedIn, Reid Hoffman.

Vorgänger Gary Kovacs hatte im April vergangenen Jahres seinen Rückzug bekanntgegeben und führt heute den Antiviren-Spezialisten AVG. Ein Interims-Management hatte derweil die Geschäfte bei Mozilla weitergeführt. Unter Kovacs waren die Entwickler auch auf Smartphones mit einem eigenen Firefox-Betriebssystem vorgestoßen. Agenturen/nd

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