Trauriger Rekord

Unter den EU-Regionen mit der höchsten Arbeitslosigkeit finden sich viele spanische

  • Ralf Streck, San Sebastian
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Krisenland Spanien kommt nicht auf die Beine. Viele Regionen haben im EU-Vergleich die höchsten Arbeitslosenquoten.

Die europäische Statistikbehörde Eurostat hat die Arbeitslosigkeit in den verschiedenen europäischen Regionen analysiert. Fünf spanische Regionen bilden die Spitzengruppe in der Liste der Regionen mit den höchsten Arbeitslosenquoten. Die höchste Quote weist mit 36,3 Prozent das große Andalusien aus, gefolgt von den Exklaven Ceuta (35,6 Prozent), Melilla (34,4 Prozent), den Kanarischen Inseln (34,1 Prozent) und der Extremadura (33,7 Prozent). Obwohl Griechenland zur Jahreswende mit 27,5 Prozent eine höhere Arbeitslosigkeit als Spanien (26 Prozent) auswies, steht mit Westmakedonien (31,8 Prozent) die erste Region dieses Landes erst auf dem sechsten Rang hinter den fünf spanischen Regionen.

Unter den Top Ten finden sich neben zwei griechischen Regionen und der französischen Überseeinsel Réunion (28,9 Prozent) sogar sieben spanische Gebiete. Während sich die Arbeitslosigkeit in Griechenland relativ gleichmäßig auf alle Regionen verteilt, konzentriert sie sich in Spanien auf den Süden. Nur das zen- tralspanische Kastilien-La Mancha bildet eine Ausnahme. Das nördlich gelegene Baskenland weist mit 15,8 Prozent die niedrigste Quote aus, in Griechenland sind es mit 18,3 Prozent die Ionischen Inseln vor der Westküste.

Bei der Jugendarbeitslosigkeit ist Ceuta trauriger Spitzenreiter: Fast drei Viertel der Unter-25-Jährigen sind dort ohne Job. In Griechenland sind es Zentral- und Westmakedonien, die die höchste Quote bei jungen Leuten verzeichnen müssen.

Betrachtet man die gesamte EU, zeigt sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Oberbayern hat mit 2,6 Prozent die niedrigste Quote vor Salzburg und Freiburg (jeweils 2,9 Prozent). Tirol und Tübingen liegen gemeinsam auf Platz vier.

Die geringste Jugendarbeitslosigkeit wiesen Tübingen und Oberbayern mit jeweils 4,4 Prozent aus. In den Top Ten finden sich acht deutsche Regionen. Doch hier zeigt sich ein Süd-Nord-Gefälle. Mit Ausnahme von Weser-Ems (6,7 Prozent) liegen die Regionen mit der geringsten Jugendarbeitslosigkeit alle in Süddeutschland. Zur Spitzengruppe gehören auch Tirol, Oberösterreich und das niederländische Zeeland.

Es sei aber angemerkt, dass in Spanien Regionen wie Andalusien mit 8,5 Millionen Bewohnern als Einheit betrachtet werden und Eurostat nicht auf Provinzebene untersucht. Verglichen werden die spanischen Regionen aber etwa mit deutschen Regierungsbezirken wie Freiburg oder Tübingen und nicht mit Baden-Württemberg mit seinen 10,6 Millionen Einwohnern. Das verzerrt die Rangfolge.

So lässt sich auch die stark steigende Kinderarmut in Spanien erklären. Gerade hat Caritas International festgestellt, dass Spanien inzwischen die zweithöchste Kinderarmut hinter Rumänien hat. Die Organisation »Save the children« legte vergangene Woche einen Bericht vor, aus dem hervorgeht, dass 27 Millionen Kinder in Europa arm oder von Armut bedroht sind, eine Million mehr als vor der Krise. Während im EU-Durchschnitt knapp 21 Prozent der Kinder unter der Armutsschwelle lägen, ist es in Spanien schon fast ein Drittel.

Verwiesen wird darauf, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarmut in Griechenland und Spanien besonders ineffizient sind. Mit staatlichen Hilfen könnten demnach nur 2,9 bzw. 6,9 Prozent der Kinder vor Armut bewahrt werden. Ein positives Beispiel ist dagegen das Krisenland Irland, wo dies in einem Drittel der Fälle gelänge - in Deutschland sind es nur 15,6 Prozent.

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