Russlands Verteidigungsminister ans Telefon

Kiew kesselt ostukrainisches Slawjansk ein / Russland und Westen mit starken Worten und Dialogwillen

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach dem tödlichen »Anti-Terror-Einsatzes« der ukrainischen Regierung im Donbass gab es am Freitag starke Worte und etwas Hoffnung auf Dialog.

Mit »Verwunderung« quittierte Russlands Verteidigungsministerium Berichte, dass Pentagon-Chef Chuck Hagel seinen Amtskollegen Sergej Schoigu am Vortag telefonisch nicht erreichen konnte. Es gab kein Signal, verbreitete RIA/Novosti. Das Ministerium sei bereit, mit dem Pentagon »objektiv und konstruktiv« über die Normalisierung in der Ukraine zu sprechen.

Keine Rede sei allerdings von einer Entsendung eines internationalen Friedenskontingents, wies Präsidentenberater Juri Uschakow einen Vorschlag russischer Politiker zurück. Sie hatten vorgeschlagen, eine Friedenstruppe aus den Teilnehmerländern der Genfer Vereinbarung zu formieren. Die Vorsitzende des Föderationsrates, Valentina Matwijenko, wandte sich strikt gegen eine Entsendung russischer Truppen in die Ostukraine.

Wahrscheinlicher wäre, dass Russland eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats anstrebt, wenn erneut gewaltsam gegen die »Protestbewegung« vorgegangen werde, wie Russlands UN-Botschafter Witali Tschurkin ankündigte.

US-Präsident Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatschef François Hollande und die Regierungschefs von Großbritannien und Italien, David Cameron und Matteo Renzi, sprachen über eine mögliche »Verhängung neuer Sanktionen der internationalen Gemeinschaft gegen Russland«, wie der Elysée-Palast in Paris mitteilte.

ÛS-Außenminister John Kerry warf Russland »Sabotage« vor. Sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow klagte, die »Macht der US-Propaganda« ziele darauf ab, Russland und die Proteste »in den Schmutz zu ziehen«.

Staatspräsidenten und Vertreter von vier Ex-Sowjetrepubliken und sechs EU-Staaten boten laut dem tschechischen Präsidenten Milos Zeman nach einem Gipfel der Länder in Prag ihre Vermittlung an. Die Ukraine und Russland müssten aber zustimmen.

Der Kiewer Regierungschef Jazenjuk warf Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor, mit einem Großmanöver sowie eingeschleusten »Terroristen« eine »militärische Aggression« auszuüben. »Russland will den dritten Weltkrieg anzetteln«, sagte er.

Die Chefs der ukrainischen rechtsextremistischen Swoboda-Partei, Oleg Tjagnibok, und des »Rechten Sektors«, Dmitri Jarosch, forderten die »Liquidierung der bewaffneten Terroristen« und eine massenhafte Bewaffnung »freiwilliger patriotischer Formationen«.

Kiewer Sondereinheiten kesselten Slawjansk ein, informierte der Chef des Antiterrorzentrums, Wassili Krutow. Prorussische Kräfte hätten einen Armeehubschrauber auf dem Militärflugplatz in Kramatorsk zerstört.

Die Zentrale Wahlkommission der Ukraine schlug statt eines Referendums eine »Befragung« über den Staatsaufbau vor.

Die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) senkte Russlands Bonitätsnote um eine Stufe auf BBB - eine Stufe über »spekulativ«. Mit Agenturen Seiten 2 und 7

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