Adidas: Drei Streifen, null Verantwortung

Soziale Initiativen kratzen am Image der großen Sportartikelhersteller

  • Lesedauer: 2 Min.
Kurz vor der Fußball-WM steht Hauptsponsor Adidas in der Kritik: Schlechte Löhne und Arbeitsbedingungen prägen das Klima in den Zulieferbetrieben des Konzerns.

In gut zwei Monaten beginnt in Brasilien die Endrunde der Fußball-WM - und Adidas ist nicht nur Hauptsponsor, sondern liefert mit »Brazuca« auch den offiziellen Ball. Perfekte Reklame für den deutschen Sportartikelriesen, der sich auf einen »deutlichen Umsatzsprung« freut.

Den WM-Hype nutzen werden auch die in 15 europäischen Ländern aktive Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) und die Christliche Initiative Romero (CIR). Sie kritisieren die Arbeitsbedingungen der Zehntausenden Frauen, die Kleidung, Schuhe und Bälle für den Drei-Streifen-Konzern sowie dessen Konkurrenten wie Puma und Nike nähen.

Mit einer Aktionszeitung für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der weltweiten Sportbekleidungsindustrie namens »Anpfiff« und einem Online-Tippspiel nebst Infotexten wollen CIR und CCC über die Situation in den »Sweat Shops« Asiens und Lateinamerikas aufklären. Das Motto: »Play fair - pay fair« (fair spielen, fair entlohnen). Angelaufen ist auch eine Postkartenaktion, mit der die Konsumenten Adidas eine »dunkelgelbe Karte« zeigen und den Konzern auffordern sollen, Löhnen zu zahlen, die zumindest die Grundbedürfnisse abdecken. Zudem soll der Hersteller nicht mehr mit Produktionsverlagerungen drohen. Geplant sind auch Aktionen auf der Adidas-Hauptversammlung am Donnerstag in Fürth.

Im Jahr 2008 hatte die britische Tageszeitung »The Guardian« die Lohnpolitik des Adidas-Konzerns in Asien enthüllt: 13 Euro pro 70-Stunden-Woche verdienten die Lohnsklaven dort - das entspricht einem Stundenlohn von 18 Cent. Adidas-Boss Herbert Hainer hatte seinerzeit gegenüber der »Wirtschaftswoche« gejammert, die Löhne in China würden langsam zu hoch, weshalb die Produktion in noch billigere Länder wie Laos, Kambodscha und Vietnam verlagert werden müsse. Nicht umsonst attackieren CCC und CIR den teilweise allzu guten Ruf der Sportartikelhersteller.

Derweil fährt Adidas Rekordgewinne ein. Und gab im Geschäftsjahr 2013 allein für Marketing 1,5 Milliarden Euro aus. Im ersten Quartal 2014 ließen der starke Euro und die Ukraine-Krise den Umsatz allerdings um sechs Prozent auf 3,53 Milliarden Euro sinken, wie der DAX-Konzern am Dienstag mitteilte. Das Betriebsergebnis sackte um fast ein Drittel auf 303 Millionen Euro ab. Unter dem Strich blieben nach 308 Millionen Euro vor einem Jahr nun 204 Millionen Euro übrig. mm

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