Erdogans Polizei schürt Wut

Neue Proteste gegen türkischen Regierungschef - Bergarbeiterstadt Soma abgeriegelt

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Sie trauern, und sie bleiben wütend: In der Türkei haben die Proteste gegen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan auch am Wochenende angehalten. Die Regierung ließ in Istanbul und Izmir Polizei und Wasserwerfer auffahren, Gummigeschosse und Tränengas wurden eingesetzt. Die Bergarbeiterstadt Soma wurde sogar abgeriegelt, um weitere Demonstrationen zu verhindern. Dutzende Menschen wurden verhaftet, darunter Anwälte, die den Familien der Opfer des weltweit schwersten Grubenunglücks seit 40 Jahren helfen wollten.

Die Bergungsarbeiten waren bereits am Samstag für beendet erklärt worden. Die Zahl der Toten der Bergwerkskatastrophe stieg auf 301 an. Medien berichteten, es seien im Zuge der Ermittlungen zu dem Grubenunglück Führungskräfte der Betreibergesellschaft Soma Holding festgenommen worden. Die türkische Regierung wies weiter jede Verantwortung von sich. Inzwischen sorgt fast mehr noch als die politischen und ökonomischen Umstände, die den Tod so vieler Bergarbeiter begünstigt haben, die Arroganz der Regierenden für Empörung. Nicht nur in der Türkei.

Immer mehr deutsche Politiker wandten sich gegen einen Auftritt von Erdogan in der kommenden Woche in Köln. Angesichts des Gebarens der Regierung in Ankara nannte es die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz von der SPD, »misslich«, dass der türkische Regierungschef kurz vor der Europawahl in Deutschland eine große Veranstaltung abhalten wolle. Die Linkenpolitikerin Sevim Dagdelen sagte, Erdogan sei »nicht willkommen«, der Grünenpolitiker Jürgen Trittin erklärte, dieser habe »jedes Gefühl für die Realität verloren«. nd Seite 7

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal