OSZE-Beobachter angeblich in Slawjansk festgehalten

Rebellenchef Ponomarjow: Allen vier »geht es gut« / Estnischer Diplomat widerspricht: Mission wird woanders festgesetzt

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Berlin. Die vier seit Montag in der Ukraine verschollenen Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) befinden sich offenbar in den Händen von als prorussisch bezeichneten Kräften. »Wir haben sie festgenommen«, wurde der selbsternannte Bürgermeister der ostukrainischen Rebellenhochburg Slawjansk, Wjatscheslaw Ponomarjow, am Donnerstag von der Nachrichtenagentur Interfax zitiert. »Wir werden klären, wer sie sind, wohin sie gingen und warum, und werden sie dann freilassen.« Allen Beobachtern »geht es gut«, sagte Ponomarjow demnach weiter. »Wir hatten ihnen gesagt, vorübergehend nirgendwo hin zu reisen, aber diese Vier stellten sich als sehr wagemutig heraus. Natürlich wurden sie in Gewahrsam genommen.«

Der estnische Diplomat Tiit Matsulevits, der ebenfalls an einem OSZE-Einsatz in der Ukraine teilnimmt, sagte hingegen, die Beobachter würden im Gebiet Lugansk festgehalten. Das OSZE-Team in Lugansk habe mit Vermittlern in Verbindung treten können. Die Verhandlungen seien im Gange, sagte Matsulevits am Mittwochabend im estnischen Radio. Die OSZE gebe nur wenige Informationen heraus, um die Gespräche nicht zu behindern und die Sicherheit der Mitarbeiter nicht zu gefährden.

Die OSZE hatte am Dienstag mitgeteilt, dass sie den Kontakt zu dem bei Donezk eingesetzten Team verloren habe. Demnach war die Verbindung zu den vier Beobachtern aus Dänemark, Estland, der Schweiz und der Türkei am Montagabend abgebrochen. Am Mittwoch forderte die OSZE ihre »sofortige und bedingungslose« Freilassung. Mit der Gefangennahme sollten die internationalen Bemühungen zur Beilegung der ukrainischen Krise torpediert werden, sagte der amtierende OSZE-Vorsitzende Didier Burkhalter, ohne die Verantwortlichen zu benennen. Dieser »Sabotageakt« könne nicht geduldet werden. Im Fall einer zweiten Beobachtergruppe im Osten der Ukraine, deren Verschleppung befürchtet worden war, gab die OSZE am Mittwochabend Entwarnung. Nachdem am Mittag die Verbindung zu dem elfköpfigen Team abgebrochen war, seien gegen 19 Uhr alle Mitarbeiter wieder in Donezk eingetroffen. Den Angaben zufolge wurden die Beobachter längere Zeit an einer Straßensperre festgehalten. Agenturen/nd

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