Sekt oder Selters
Simon Poelchau über die globale Zunahme der Vermögen
So eine Nachricht lädt eigentlich dazu ein, die Sektkorken knallen zu lassen: Der Reichtum ist im letzten Jahr weltweit auf gigantische 52,62 Billionen US-Dollar gestiegen. Dies vermelden die Beratungsfirma Capgemini und die Vermögensberater von RBC.
Zu dumm, dass die Herausgeber dieser Studie nur auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung des Planeten schauen, nämlich auf Vermögen ab einer Summe von einer Million US-Dollar. Was unter dieser Grenze kreucht und fleucht, sind für sie wahrscheinlich Peanuts. Zumindest passt die Meldung gar nicht dazu, dass die Einkommen der ärmsten zehn Prozent in den 34 OECD-Ländern, den reichsten Staaten der Erde, seit Beginn der Finanzkrise rückläufig sind. Wer will denn schon den Reichen und Schönen gleich beim Sektempfang die Party verderben?
Dabei sind die beiden Meldungen, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, zwei Seiten ein und derselben Medaille. Zwar kann man mit Hilfe einer Umverteilungspolitik versuchen, diese Entwicklung aufzuhalten. Doch umkehren kann man sie nicht. Schließlich gehört die immer größer werdende Ungleichheit genauso zum Kapitalismus wie die Henne zum Ei.
So bleibt für die überwiegende Mehrheit der Menschheit nur trocken Brot und Selters, während eine kleine privilegierte Minderheit Champagner schlürft. Es sei denn natürlich, der Sektempfang wird endgültig aufgelöst.
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