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Vorzeigbar

Kiews neuer Außenminister könnte mit Russland können

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Pawlo Klimkin ist kaum Außenminister der Ukraine und schon voll im Geschäft. Er hat bereits mit Russlands Außenamtschef Sergej Lawrow telefoniert. Catherine Ashton, Außenbeauftragte der Europäischen Union (EU), lud ihn für Montag zum Europarat nach Luxemburg ein. Dort soll er den Friedensplan seines Präsidenten Pjotr Poroschenko erläutern. Am gleichen Tag wollen die Außenminister auch über den Wirtschaftsteil des Assoziierungsabkommens der EU mit der Ukraine befinden, damit er am Freitag unterzeichnet werden kann. Das macht der Chef selbst. Doch sein Außenminister wird kaum fern von ihm und damit einem Plätzchen in der Geschichte nah sein.

Erst über die bekannten, wenn auch in größeren Teilen noch unaufgeklärten Wirren kam es zum Schwenk der Ukraine zurück von Moskau in Richtung EU. Dass sein Land genau dorthin gehöre, stand für Klimkin schon als Botschafter in Berlin von 2012 bis 2014 nicht in Frage. Bis zum Schlachtfest ins Eichsfelder Birkungen trug er in den Tagen des Maidan die Botschaft, dass »die Demonstranten in meiner Heimat für Freiheit und für eine europäische Ukraine kämpfen«. Auch seine harsche Ablehnung des russischen Vorgehens auf der Krim verkündete er öffentlich.

Von einem »Eurorealisten« schrieb die ukrainische Internetzeitung »Segodnja«. Kollegen würden ihm höchste Wertschätzung wegen seiner Professionalität zollen. In die Europäische Union führe der einzig richtige Weg für die Ukraine, wurde er schon 2011 zitiert. Das damals aber auch mit dem Hinweis, dass mit Russland eine »strategische Partnerschaft« angestrebt werden solle.

Die russische »Gaseta.ru« frohlockte jetzt: »Das ukrainische Außenministerium haben sie einem Russen gegeben.« Das Außenministerium in Moskau schien erleichtert. Eine Zusammenarbeit mit dem »erfahrenen und bekannten Diplomaten« sei »gut möglich«. Da hatte sich Moskau sicher mit der Biografie des Ukrainers beschäftigt. Denn der 46-Jährige ist gebürtig aus dem russischen Kursk, studierte in Moskau Aerophysik und Weltraumforschung. Seine diplomatische Karriere in der Ukraine begann 1993 in der Abteilung Rüstungskon᠆trolle und Abrüstung. Erfahrungen, die er gerade jetzt gut brauchen kann.

Bei der Bestätigung des neuen Chefdiplomaten im Parlament trauerte erkennbar nur die rechtsextreme Fraktion »Swoboda« dem Vorgänger nach. Andrej De᠆schtschiza hatte doch so schön unflätig Russlands Präsidenten Wladimir Putin beschimpft. Das hätte man selbst auch nicht besser gekonnt. So boten die Extremisten dem Geschassten sogar ein Plätzchen in ihren Reihen an. Das dürfte Klimkin nicht passieren. Er ist vorzeigbar.

Klaus Joachim Herrmann

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